DOK Leipzig 2020: CHILDREN von Ada Ushpiz


Ein drittes Mädchen ist die 6-jährige Deeran. Zu einem wiederkehrenden Motiv wird die Schulklasse des Mädchens. Hier referiert eine junge Lehrerin über die Geschichte Palästinas, sie spricht mit den Kindern über das Verhältnis zu Israel. Sie möchten von den Kindern wissen, was sie beobachtet haben, wie sie sich fühlen, wenn sie in den Straßen auf israelisches Militär stossen und wie Mitglieder ihrer Familie mit ihnen umgehen. Als Indoktrination könnte man das Verhalten der Lehrerin werten.

In den Bildern sind die Jugendlichen und Kinder ständig präsent. Ihre Gedanken und Gefühle kommen nur marginal zur Geltung. Ein Junge erzählt einmal, dass er noch Alpträume von seinem Aufenthalt im Gefängnis hat und ein anderer, dass er einfach seine Ruhe haben möchte. Er möchte nicht nachts Angst haben müssen, dass es an der Tür klopft und man jemanden verhaften würde. Um den Zuschauer emotional anzusprechen, reichen diese Momente nicht aus. Auch die Handkameraästhetik, geführt von Danor Glazer und Bilal Saed, die nervöse Bilder erzeugt, schafft es nicht, dass man sich den Protagonisten richtig nahe fühlt. Die Regisseurin versucht zudem, durch das Mittel der Wiederholung einprägsame Bilder zu kreieren. Doch das will nicht gelingen. Vielmehr wirkt der Film redundant und langfädig.

Die Darstellung der Palästinenser in CHILDREN insgesamt hinterlässt einen merkwürdigen Beigeschmack. Entweder kämpfen sie gegen die Israelis, wobei das im Wesentlichen mit Worten geschieht, oder sie sitzen vor dem Fernseher. Es entsteht einerseits ein Bild einer großen Militanz, andererseits ist nicht ersichtlich, mangels an Differenzierung und Prägnanz, wie diese genau in die Tat umgesetzt wird. Das Feindbild der Palästinenser ist genauso wenig scharf umrissen. Dies ist vielleicht auch nicht anders möglich. Auf jeden Fall ist der Film wenig aufschlussreich und verfehlt dadurch seine Wirkung und sein Potential.

Über die Umstände und Ausmaße der sogenannten „Knife Intifada“, der seit 2015 immer mehr Kinder und Jugendliche angehören, die mit Messer bewaffnet gegen israelische Soldaten aufbegehren, muss sich das interessierte Publikum selbst informieren.

Teresa Vena

CHILDREN, Regie: Ada Ushpiz

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