Fantasy Filmfest-Kritik: „Portrait of a Zombie“ von Bing Bailey


Der Zombie im Hinterzimmer. Foto: Fantasy Filmfest

Der Zombie im Hinterzimmer. Foto: Fantasy Filmfest

Du gehörst zu uns… irgendwie

Der Zombie kommt wie der Mensch ursprünglich aus Afrika. Bestimmte Schlangen wurden, dort dank ihrer Fähigkeit ihre Opfer durch Gift zu lähmen, als Gottheit (Nzambi) verehrt.  Eine rituelle Nachahmung des Ganzen vollzogen einige Stammes-Priester, in dem sie mit dem extrahierten Gift dieser Schlangen Menschen lähmten. Fortan sagte man ihnen nach, dass sie Tote auferstehen lassen können. Nzambi bedeutete ab diesem Moment „Geist eines Toten“.  Der Sklavenhandel brachte den Nzambi schließlich nach Amerika und fand dort so starken Anklang, dass im Jahre 1692 die großangelegten Hexenprozesse von Salem begannen, denen zwischen 150 bis 300 Menschen zum Opfer fielen. Die Beliebtheit des Nzambis, inzwischen hieß er Zombie, nahm während der 1920er noch einmal zu. Nachwuchsschauspieler, Filmsternchen und Jazzmusiker begeisterten sich nicht nur für Kokain, sondern  auch für die Obeah und Vodoun-Kultur der westindischen Inseln. 1932 wurde dann in elf Tagen mit einem Budget von 50000 Dollar der erste Voodoo-Film abgedreht – „White Zombie„.

Passend dazu gab es zwei Jahre später in der Los Angeles Bar „Don the Beachcomber“ einen Cocktail bestehend aus Orangensaft, goldenen und weißen Rum, Lemonensaft und Grenadine auf Eis. Nachdem ein Gast sich beim Wirt mit den Worten beschwerte: „I felt like a Zombie“ stand der Name des Getränks fest. Die derzeitige kulturelle Destination fand der Zombie mit dem Roman von Richard Matheson „I am Legend“ und  George A. Romeros Streifen „Night of the living Dead“.  Wenn es etwas gibt, was Menschen noch mehr fürchten als den Tod und das Sterben, dann ist es selbst zur Nahrungsquelle zu werden und beim lebendigen Leib verspeist zu werden. Fressen und gefressen werden ist ein natürliches Gesetz, dass wir nie wirklich vergessen werden. Bing Bailey wagt mit seinem Streifen „Portrait of a Zombie“ den Versuch, den Zombie als gesellschaftlich vollwertiges Mitglied zu integrieren. So wird die Zombiewerdung eines Menschen als eine Art Behinderung präsentiert und eine Gesellschaft gezeigt, die sich langsam aber sicher damit abfindet, das der Lebende als Produktionsregulativ zwar die produktive Emanzipation vom Naturzwang zustande brachte, aber langsam aber sicher selbst überflüssig wird.

Die kleinbürgerliche Familie Murphy sperrt ihren Sohn Billy (Patrick Murphy) in ein Hinterzimmer, so, dass er Teil der Familie bleibt. Still und heimlich hoffen auch alle, dass er das weiß und vor allem fühlt. Natürlich wird der Wissenstand und das Mitfühlen im Laufe des Films auf die eine oder andere harte Probe gestellt und endet jedes Mal mit dem altbekannten Ausgang – jemand liegt zerfleischt am Boden. Das ist mal ur- und mal tragisch-komisch.  Billys Eltern (Rory Mullen und Geraldine McAlinden) schäumen fast über vor Elternliebe und wirken trotz aller Situationskomik glaubhaft darin, ihren untoten Sohn zu erziehen. Allerdings ist der Film als solcher mit einem derart schlechten Ton versehen, dass der Zuschauer mehr als einmal aus dem Narrativ herauskatapultiert wird.  Ein paar Tausend Euro/ Dollar mehr in der Produktion hätten da sicherlich wahre Wunder bewirkt.  Auch wenn dem Heilmittel gegen Zombies, der Kugel im Kopf, scheinbar keine homöopathische Alternativlösung entgegensteht,  sehenswert bleibt dieser „Kevin allein zu Haus“ für Morbide dennoch.

Joris J.

Portrait of a Zombie“ Regisseur: Bing Bailey, Drehbuch: Bing Bailey, Laura Morand Bailey, Darsteller: Geraldine McAlinden, Rory Mullen, Todd Fletcher, Gerry Shanahan, Patrick Murphy, Steven Neeson