„The Rover“ von David Michôd



Als Eric zu sich kommt, macht er sich auf die Suche nach seinem Auto. Er besorgt sich eine Pistole bei einem kleinwüchsigen Dealer. Als dieser einen zu hohen Preis dafür verlangen will, schießt er ihn damit kaltblütig nieder. Am Truck wartet der schwer verletzte Rey (Robert Pattinson) und fragt ihn, wie er an den Pickup-Truck seines Bruders gekommen sei. Der stotternde und nuschelnde Rey ist offensichtlich geistig zurückgeblieben und somit eine leichte Beute für Eric. Dieser nimmt sich seiner an und bringt ihn zu einem Arzt. Allerdings nicht aus reiner Barmherzigkeit, wie er klar macht, sondern nur um Reys Bruder und damit sein Auto wiederzufinden.

Robert Pattinson glänzt in "The Rover" mit seinem schauspielerischem Talent. (c) Senator FILM

Robert Pattinson glänzt in „The Rover“ mit seinem schauspielerischem Talent. (c) Senator FILM

Zwischen den Männern herrscht während des Roadtrips eine ständige Spannung, es wird wenig gesprochen. David Michôd erforscht die nihilistische und trostlose Welt vielmehr auf visuelle Weise in langen Steadicam-Einstellungen und Kamerafahrten. So sehen wir zerklüftete Landschaften, vorbeifahrende Züge und gekreuzigte Körper auf einem Feld. Die Gestaltung des filmischen Raums und die Orientierungsmöglichkeit für den Zuschauer ist eine große Stärke des Films. Ein Umstand, den der Regisseur bereits in seinem Film „Animal Kindom“ beeindruckend unter Beweis stellte. Die wenigen Actionszenen sind zurückhaltend inszeniert. Ein Menschenleben ist hier genauso wenig wert wie Freundschaft oder Familie. Dementsprechend unspektakulär und nebensächlich wird der Akt des Tötens dargestellt.

Was dem Film jedoch nach dem spannenden Auftakt vor allem im Mittelteil ein wenig die Luft raubt, ist eine allgemeine Handlungsarmut. Wir werden nur spärlich über die Motivation und die Geschichte der Figuren aufgeklärt, woraus sich einige Längen ergeben. Diese werden jedoch vor allem durch die schauspielerischen Leistungen von Guy Pearce und Robert Pattinson ausgeglichen. Pattinson ist hier nicht nur optisch, sondern auch charakterlich weit entfernt von seinem glatten Image, welches er in David Cronenbergs „Cosmopolis“ noch gepflegt hatte. Guy Pearce gelingt es, die tragische Vergangenheit seiner Figur in seinem zerfurchten und traurigen Gesicht sichtbar zu machen, obwohl wir davon nur wenig über die Handlung erfahren. „The Rover“ ist dementsprechend ein Film, der eine visuelle Erzählform wählt. Genau damit sticht er erfrischend aus dem polierten Einheitslook eines Großteils der Genrefilme hervor.

Henning Koch

The Rover„, Regie: David Michôd, Darsteller: Guy Pearce, Robert Pattinson, Scoot McNairy, David Field, auf DVD/Blu-ray ab 31. Oktober 2014

The Rover“ eröffnet am 27. August um 20 Uhr im CINEMAXX 7 das Fantasy Filmfest 2014 in Berlin. Am 30. August ist der Film um 17 Uhr im CINESTAR 5 noch einmal zu sehen.

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