„Frank“ von Lenny Abrahamson



Der subtile Humor wechselt stellenweise spontan in kurze Slapstick Situationen über. Falls die physischen Auseinandersetzungen zwischen den Bandkollegen zu heftig werden, verwenden diese zum Beispiel das Signalwort „Chinchilla“. Regisseur Lenny Abrahamson scheut sich jedoch ebenfalls nicht vor der Konfrontation mit ernsthaften und mehrdeutigen emotionalen Themen wie dem Suizid des Managers. Die Stimmung schwankt ständig zwischen Absurditäten und der scheinbaren Normalität der Bandproben hin und her. Der Film wirkt dadurch ebenso bipolar wie Franks Persönlichkeit. Darin zeigte sich Abrahamson bereits 2004 als Meister. In seinem kleinen irischen Debütfilm „Adam & Paul“ folgt er darin zwei Heroin Junkies im Verlauf eines Tages durch Dublin. Während man sich als Zuschauer darin stets unsicher war, ob man angesichts der komischen Momente in einer tristen und hoffnungslosen Umgebung lachen oder schwer schlucken soll, überträgt sich diese Unschlüssigkeit in „Frank“ auf die Ernsthaftigkeit, mit der hier das Showbusiness und die persönlichen Schicksale dargestellt werden.

Das Charakterporträt „Frank“ ist somit eine durchwegs vielschichtige und seltsame Annäherung an die Verbindung zwischen der Kunstfigur Frank Sidebottom und der Biographie von Chris Sievey. Durch die Übertragung des Geschehens in die Gegenwart wird die Geschichte gleichzeitig als merkwürdig leichte und amüsante Fiktion herausgestellt. Jedoch werden auch die schweren und dramatischen Momente nicht ausgespart. So ist es vor allem die Ernsthaftigkeit, mit der Abrahamson sich der eigenartigen Figur Frank annähert, die den Film seinen Vorbildern gerecht macht. Umso erfreulicher ist es also, dass der Film über ein Jahr nach seinem Starttermin in England nun auch endlich in die deutschen Kinos kommt.

Henning Koch

Frank„, Regie: Lenny Abrahamson, DarstellerInnen: Michael Fassbender, Maggie Gyllenhaal, Domhnall Gleeson, Scoot McNairy, Kinostart: 27. August 2015

1 2