„Halbschatten“ von Nicolas Wackerbarth


Die Berliner Schule besucht Südfrankreich - auch landschaftlich eine nette Abwechslung.

Die Berliner Schule besucht Südfrankreich - auch landschaftlich eine nette Abwechslung.

Stattdessen spielte Polle in den vergangenen Jahren mehr Theater, an der Berliner Volksbühne mit Frank Castorf, René Pollesch und Herbert Fritsch. Regisseur Nicolas Wackerbarth jedenfalls bedient sich in seiner Inszenierung von „Halbschatten“ der Stilmittel, mit denen die Berliner Schule bekannt geworden ist. Nicht umsonst verpflichtete er den Kameramann Reinhold Vorschneider, der schon mit Benjamin Heisenberg, Christoph Hochhäusler oder Angela Schanelec zusammen gearbeitet hat. Doch diesmal spielen die spärlich auserzählten Figuren nicht an der Peripherie urbaner Kulissen und kämpfen dort gegen die Ausweglosigkeit ihrer selbsterwählten Situation.

Mit Merle erfindet Wackerbarth eine Figur, die wie ein guter Geist durch die Räume des Ferienhauses streift und in ihrer stillen Präsenz zum Mittelpunkt eines narrativen Zustandes wird. Und dieser Zustand ist alles andere als statisch. Damit entwickelt Wackerbath die narrativen Konstanten der Berliner Schule weiter. In langen Einstellungen beobachtet der Zuschauer mit Merle zusammen die Bilder der verstorbenen Ex-Frau des Liebhabers, legt sich mit ihr zum Schlafen auf die warmen Steine am Pool oder beobachtet die Halbstarken mit ihren unausgegorenen Gesten und ersten Schritten in die Erwachsenenwelt. Der Film, so langsam er auch erzählt wird, erscheint zu keiner Minute langatmig, er ist im Gegenteil eine höchst aufschlussreiche Studie dessen, was alles passieren kann, wenn eigentlich nichts passiert.

Cosima M. Grohmann

Halbschatten„, Regie: Nicolas Wackerbarth, Hauptdarsteller: Anne Ratte-Polle, Maren Kroymann, Leonard Proxauf, Emma Bading, Nathalie Richard, Lou Castel, Kinostart: 1.8.2013

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