„Haywire“ von Steven Soderbergh


Gina Carano alias Mallory Kane

Gina Carano alias Mallory Kane

Eine Frau vermöbelt Hollywood

Wer sich mit Mallory Kane (Gina Carano) anlegt, wird platt gemacht. Soviel ist klar. Von der C.I.A. ausgebildet und von ihr verraten jagt die Agentin in „Haywire“ quer durch Europa, um in Barcelona oder Dublin ihre Gegner zu vermöbeln. Ihrem Chef Kenneth (Ewan McGregor) ist sie ein Dorn im Auge und er versucht sie mit seinem besten Mann Paul (Michael Fassbender) auszuschalten. Vergeblich, soviel darf vorab verraten werden. Denn das Spannende bei „Haywire“ ist natürlich nicht die Geschichte, sondern die Art, wie Carano als Einzelkämpferin ihre Gegner auseinandernimmt. Da wird geschlagen, getreten, gesprungen und gequetscht was das Zeug hält. Carano, von Haus aus Mixed-Martial-Arts-Kämpferin, zeigt in dem Actionstreifen die ganze Bandbreite ihrer Kampfkunst.

Steven Soderberghs neuster Wurf ist unterhaltsames Mainstreamkino, dessen Story gerade noch unkompliziert genug ist, um den Zuschauer zwischen den Kampfszenen nicht zu verlieren. Zur Sicherheit setzt Soderbergh auf ein Überangebot an Hollywood-Größen. Denn das Gina Carano alias Mallory Kane gegen McGregor, Fassbender sowie Michael Douglas und Antonio Banderas kämpft, gibt dem ganzen irgendwie mehr Wumms. Carano, die der deutschen Schauspielerin Nicolette Krebitz verblüffend ähnlich sieht, hat in ihrer ersten Hauptrolle zwar keine komplexen Dialoge zu meistern, spielt außerhalb ihrer Kampfszenen aber angenehm zurückhaltend. Erfrischend: Der Film kommt ohne viel Schnickschnack daher. Keine verwirrende Technik, keine wilden Autorennen, natürliches Licht, einfache Schnitte, nur eine Frau, die zuschlägt, und eine Handvoll Männer, die sich zu wehren versuchen.

Für das Publikum der Berlinale, auf der „Haywire“ im Rahmen des Wettbewerbs als Sondervorführung gezeigt wurde, ist der Film ein kleiner Schock. Nach Tagen voll anspruchsvoller, tiefgründiger Filme, ist man von der Oberflächlichkeit des Actionfilms irritiert. „Ich habe Dieter [Kosslick] gesagt, dass der Film zu einem Zeitpunkt gezeigt werden soll, an dem die Festival-Besucher einfach relaxen und Spaß haben wollen,“ so Soderbergh. Antonio Banderas, der im Film als vollbärtiger Rodrigo besonders gut unterhält, fasst den Film treffend zusammen: „Er beginnt mit ´Oh Shit´, er endet mit ´Oh Shit´ und dazwischen ist auch ziemlich viel ´Shit´.“ Wer darauf steht, wird bei „Haywire“ gut unterhalten.

Verena Manhart

Haywire Regie: Steven Soderbergh, Hauptdarsteller: Gina Carano, Ewan McGregor, Michael Douglas, Channing Tatum, Antonio Banderas, Michael Fassbender, Kinostart: 8. März