„Henry Gamble’s Birthday Party“ von Stephen Cone


Regisseur Stephen Cone interessiert sich bisher in all seinen Filmen für Religion und ihre Paradoxien in der gelebten Gesellschaft. So spielt er beispielsweise auf die prüde, tabuisierende christliche Sexualmoral an, die mit einer allgemeinen Toleranz gegenüber westlichem freizügigem Kleidungsstil kollidiert. Der Pastor schaltet das Fernsehprogramm sofort um, als sich eine Frau auszuziehen beginnt, in seinem Vorgarten tummeln sich aber halbnackte Mädchen.

Cone beschreibt auf realistische Weise ein bestimmtes, in sich im wesentlichen abgeschlossenes Umfeld. Er verzichtet gänzlich auf einen moralisierenden oder belehrenden Tonfall. Seine Figuren stehen nicht am Pranger, sondern ermöglichen im Einzelnen und auch zusammengenommen die Identifikation. Sie verkörpern allgemeingültige Ängste rund um das Erwachsenwerden und -sein. Liebe, Vertrauen, Respekt, gesellschaftliche Akzeptanz und Zugehörigkeit stehen auf dem Spiel. Der Reiz der feinsinnig entwickelten Handlung liegt im Konflikt zwischen harter Ideologie und lockerer Lebensfreude, den die Protagonisten in sich austragen.

Mit wenig Mitteln wie die Konzentration auf einen einzigen Schauplatz erzeugt Cone eine Art Kammerspiel, effizient, einheitlich und spannend inszeniert. Er greift auf hervorragende Darsteller zurück, die die einfachen, aber intelligenten Dialoge, trotz ihrer inhaltlichen Absurdität und Lächerlichkeit, ernsthaft und überzeugend beherrschen.

Teresa Vena

Henry Gamble’s Birthday Party„, Regie: Stephen Cone, Darsteller: Cole Doman, Joe Keery, Elizabeth Laidlaw, Pat Healy

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