„High Rise“ von Ben Wheatley



Es ist eine Parallelwelt, die während des Films genau wie Laings Untersuchungsobjekte in der Universität gnadenlos seziert wird und schließlich zerfällt. Die einzige Gemeinsamkeit der Bewohner des Hauses ist der kollektive Zusammenbruch. Diese Welt bricht allerdings mit voller Wucht zusammen. Gewalt und Kannibalismus gehören bei dröhnenden Beats (vom herausragenden Komponisten Clint Mansell, u.a. „Requiem For A Dream„) fortan zur Tagesordnung.

Das Buch von JG Ballard wurde als unverfilmbar bezeichnet. Regisseur Ben Wheatley hat allerdings ein überzeugendes, kraftvolles sozial-surrealistisches Werk geschaffen, das auch Dank des momentan heißgehandelten Vielleicht-Bonds und Shooting Stars Tom Hiddleston gelungen ist, der dem introvertierten Arzt mit seinem Spiel fast etwas Mystisches gibt. Auch Elizabeth Moss als vernachlässigte Ehefrau Helen des polemischen Möchtegern Revoluzzers Wilder aus dem unteren Stock und eine Sienna Miller als Femme Fatale gehören zum gelungenen Cast des Films.

„Things would be better if we could afford to move to a higher floor.“ („Alles wäre besser, wenn wir uns leisten koennten in eine höhere Etage zu ziehen“), sagt Helen vor dem Kollaps. Doch wenn der Film eins zeigt, dann, dass die Gesellschaft – ob reich, ob arm – inklusive politischer Klasse sich selbst zerfrisst. Die britische Realität lässt grüßen.

Ballard war bekannt für seine hochpolitischen und provokanten Bücher und dem Motto blieb auch Wheatley treu, denn lässt er doch Laing am Ende des Films der Stimme der Eisernen Lady Maggie Thatcher im Radio zuhören, die sagt: „Wo es Staatskapitalismus gibt, dort kann es niemals politischen Frieden geben.“ („Where there is state capitalism there will never be political freedom.“) Ein Kommentar der etwas deplatziert wirkt, aber dennoch hochaktuell. Cheers to that.

Laura Varriale

High Rise„, Regie: Ben Wheatley, DarstellerInnen: Tom Hiddleston, Jeremy Irons, Sienna Miller, Elizabeth Moss, Kinostart: 30. Juni 2016

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