„Hin und Weg“ von Christian Zübert



Gekonnt erzählt Regisseur Zübert, auch dank des Drehbuchs von Ariane Schröder, eine Geschichte über das Leben mit dem Sterben, ohne dabei der Sentimentalität anheim zu fallen. Bei „Hin und Weg“ handelt es sich um eine Tragikomödie, der die Gratwanderung gelingt, an der nicht nur viele deutsche Filme scheitern. Zübert verzichtet auf Redseligkeit und Nostalgie und vertraut stattdessen auf das Zusammenspiel seines Schauspielerensembles. Rund um Florian David Fitz, der bereits in „Vincent will Meer“ den Mann porträtierte, der vom Leben mehr fordert, als die Rolle des Kranken, brilliert eine Mischung aus Jungschauspielern und Längstetablierten. Der Ton ist klar, manchmal nüchtern und fast immer lebensnah. Vieles bleibt ungesagt. Eine kleine, subtile Geste tritt anstelle großer, oft gesagter Worte. „Hin und Weg“ traut sich, nicht dann abzublenden, wenn es schön wäre, sondern soweit zu gehen, wie die Realität es tut. Da verzeiht man auch die klassischen Bilder von Sonnenuntergängen über Eisenbahnbrücken und Gesichtern im Lagerfeuerlicht, die sich immer wieder einschleichen.

Die vielen Fragen, die mit dem Thema Tod aufkommen, werden angerissen und bleiben unbeantwortet. Was ist der Sinn? Wie viel Leid muss ein Mensch ertragen? All das kann auch Protagonist Hannes nicht beantworten. Seine Entscheidung für die Sterbehilfe fällt noch vor der ersten Szene und dass an ihr nicht zu rütteln ist, wird auch seinen Freunden bald klar. „Hin und Weg“ bleibt eine Momentaufnahme, wirft Schlaglichter auf die letzten Schritte eines harten Entscheidungsprozesses und spart dabei altbekannte Szenen wie Diagnoseverkündung und Unterredungen mit Ärzten aus. Hintergründe und Beziehungsgeflechte werden nicht lange ausgebreitet.

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Was im Kino zu oft vergessen wird, macht „Hin und Weg“ sich zunutze: Liebe und Freundschaft haben nichts mit lauten Bekundungen zu tun, manchmal geht es auch nur darum, über die schlechten Witze des anderen lachen zu können. Und auch der Bruder oder der beste Freund rufen manchmal nicht oft genug an. Am Ende kann „Hin und Weg“ nicht an einen Film wie „Das Meer in mir“ von Alejandro Amenábar herantreten, der sich ebenfalls mit dem Thema Sterbehilfe auseinandersetzt. Vielleicht will er das auch nicht. Statt das Meer in sich selbst zu suchen, fahren die Freunde hin und müssen feststellen, dass die Nordsee in Belgien grau sein kann und sich an der Promenade die Hochhäuser genauso reihen wie in Frankfurt.

Hin und Weg“ ist einer dieser Filme, die man nur hin und wieder aufspürt. Das Gefühl während des Abspanns reicht vielleicht nicht, um endlich den obligatorischen Roadtrip ans Meer zu unternehmen, aber dafür sich mal wieder bei den Freunden nach deren Befinden zu erkundigen, reicht es durchaus.

Emily Grunert

Hin und Weg„, Regie: Christian Zübert, DarstellerInnen: Florian David Fitz, Julia Koschitz, Jürgen Vogel, Johannes Allmayer, Victoria Mayer, Volker Bruch, Miriam Stein, Hannelore Elsner, Kinostart: 23. Oktober 2014, auf DVD ab 26. März 2015

DVD-Verlosung

 

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