„Insel 36“ von Asli Özarslan



Während die Campbewohner an der eigens eingerichteten Sammelstelle für Spenden meist auf Zuspruch und Unterstützung stoßen, staut sich der Frust bei den Anwohnern im umliegenden Kiez. Ein Nachbarschaftstreffen in einem Gemeindesaal eskaliert, von Drogen und Kriminalität ist die Rede. Die Flüchtlinge verstehen genau, was ihnen zur Last gelegt wird und trotzdem fehlen ihnen die Worte. Ein Anspruch aller Asylbewerber auf professionelle Deutschkurse ist ebenfalls Bestandteil ihrer Forderungen.

Napuli beschließt, die Demonstration bundesweit auszudehnen. Mit zwei plakatierten Bussen geht es zu Flüchtlingslagern in Leipzig und Sachsen-Anhalt. Szenen von Auseinandersetzungen mit der Staatsgewalt und wütenden Lageraufsehern häufen sich. Zu den Menschen hinter den Zäunen gibt es kein Durchkommen. Manche von ihnen sitzen bereits seit Jahren hier fest und warten auf den Entscheid über ihren Asylantrag. „Fucking police!“ schreit einer der Demonstranten aufgewühlt. Napuli ruft ihn zur Ordnung. Der Kampf um Menschenrechte soll gewaltfrei verlaufen. Die Rückfahrt zu ihrem provisorischen Zuhause hinterlässt trotzdem ein Gefühl unverrichteter Dinge.

Am 9. April 2014 wurde das Flüchtlingscamp am Oranienplatz von der Polizei aufgelöst. Die Bilder der vertriebenen Menschen, die 18 Monate lang dort gelebt und demonstriert haben, sind nicht mehr Teil des Dokumentarfilms. Napuli verbrachte noch weitere 100 Stunden auf einem Baum, bis sie sich schließlich einem schriftlichen Angebot der Integrationssenatorin fügte. Inzwischen ist sie mit einem Anwalt verheiratet, wie Asli Özarslan zu berichten weiß. Der Kampf geht dennoch für sie weiter. Immerhin: Der selbst initiierte Protest von Flüchtlingen gilt bis dato in Deutschland als einzigartig. Ein erster Schritt auf einem langen Weg.

Alina Impe

Insel 36„, Regie & Buch: Asli Özarslan

Termin bei sehsüchte:
Samstag, 25. April, 16 – 18 Uhr im Programm „We will fight“ | Kino 1, Filmuniversität

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