„la ballade du baladeur“ von Herbert Hut (Juli 20)
An jedem dritten Mittwoch im Monat können Filmemacher ihre Kurzfilme – ohne Anmeldung, ohne Vorauswahl, ohne Jury – beim Open Screening im Sputnik Kino Kreuzberg präsentieren und jeweils nach der Vorführung mit dem Publikum ins Gespräch kommen. Unerwünschte Inhalte können vom Publikum mit mehrheitlich gezogener roter Karte gestoppt werden. Das Ganze ist somit so etwas wie ein Filmfestival ohne Netz und doppelten Boden, bei dem ausschließlich Filmemacher und Publikum entscheiden, was gezeigt wird.
Bei unserem Open Screening-Kurzfilm des Monats zeigen wir nicht nur den Film in voller Länge sondern unterhalten uns im Interview mit dem Filmemacher über den Film, die Entstehung und deren weitere Pläne. Auf „Blaue Stunde“ von Clemens Helmchen im Juni folgt nun „la ballade du baladeur“ von Herbert Hut.
Viel Vergnügen bei unserem Interview mit Herbert Hut und natürlich mit dem Kurzfilm, in diesem Fall einem Musikvideo…
Herbert, worum geht es in „la ballade du baladeur„?
Herbert Hut: Das Ganze basiert auf dem Wortspiel von „baladeur“ (französisch für Walkman) und balader (französisch für gehen (to walk)). In dem Musikvideo macht sich ein Walkman Gedanken darüber, was alles passieren könnte, wenn die Leute Walkman-hörend durch die Gegend laufen und nicht aufpassen. Daher stellt sich die Frage: walking with your walkman (se balader avec son baladeur) oder walking without your walkman (se balader sans son baladeur). Ein Thema, das uns alle bewegt.
Das Musikvideo erinnert mit seiner wunderbaren DIY-Attitüde an die Stimmung im Berlin der 1990er. War das Teil des Konzepts? Wie ist die Idee für den Film entstanden?
Ja, auf jeden Fall. Das ergab sich für mich schon aus dem Thema „Walkman“ an sich… Dann haben wir auch noch diesen tollen Gebrauchtwagenmarkt gefunden. Ansonsten haben wir das im Rahmen von Quickkino, einem Kinokabaret, bei dem man in 48 Stunden einen Kurzfilm dreht, gemacht.
Wie wurde gedreht?
Das war tatsächlich alles sehr DIY-Style. Ich hab’ mit einer einfachen Canon-Spiegelreflexkamera gedreht und auch selbst geschnitten. Ich habe das Video gedreht, bevor der Song richtig fertig war – ein bisschen verkehrte Welt. Neben dem Video musste ich auch noch den Song fertig machen. Das ist das Gute beim KinoKabaret, man hilft sich gegenseitig, z.B. beim Mastering des Songs. Wir waren ein Team von 10 Leuten, wobei jeder unterschiedlich stark involviert war, aber alle waren mit viel Herzblut dabei und wir hatten richtig Spaß!
Die Locations sehen super aus, wo habt Ihr gedreht?
Eigentlich war das ein bisschen dem Zufall geschuldet. Ich hatte den Bus verpasst und musste 20 Minuten zu Fuß durch Tempelhof laufen. Das entpuppte sich als großartiges Location-Scouting. Tempelhof ist als Filmkulisse ein wenig unterrepräsentiert, kommt aber sehr authentisch rüber.