„La Grande Bellezza“ von Paolo Sorrentino


Paolo Sorrentinos Parabel auf die römische High Society: "La Grande Belezza" mit Toni Servillo in der Hauptrolle. (c) Gianni Fiorito

Paolo Sorrentinos Parabel auf die römische High Society: „La Grande Belezza“ mit Toni Servillo in der Hauptrolle. Foto: Gianni Fiorito

Die große Schönheit liegt im Detail

Zuletzt zog es den italienischen Regisseur Paolo Sorrentino über den Atlantik. In „Cheyenne – This Must Be the Place“ schickte er den alternden Gothrock-Musiker Cheyenne alias Sean Penn auf philosophisch-skurrile Nazi-Jagd durch das amerikanische Hinterland. Was blieb, war nicht nur eine wunderbare Filmperle, sondern auch eine altbekannte Erkenntnis im Kopf des Regisseurs: zu Hause ist es doch am schönsten. Sein neues Werk „La Grande Bellezza“ spielt in Italiens Hauptstadt Rom. Sorrentinos Werk war Wettbewerbsbeitrag beim diesjährigen Filmfest von Cannes und feierte seine Deutschland-Premiere auf dem Münchner Filmfest.

Ortswechsel hin oder her, story-technisch bleibt Schuster Paolo bei seinen Leisten. Sein Protagonist streunt durch eine Welt, die ihm fremd und abstrus erscheint. Der Unterschied: Jep Gambardella (Toni Servillo) ist in der römischen High-Society kein schräger Außenseiter – er ist ihr unumstrittener König. Er lässt keine Party, keine Vernissage, keine Matinee aus. Die Frauen erliegen seinem Charme, die Männer beneiden seine Eloquenz. Doch seit seinem 65. Geburtstag spielt ihm das Alter einen gemeinen Streich: Er beginnt, sein Leben zu reflektieren – und stellt fest, dass er unglücklich und gelangweilt ist, dass ihm außer seinem (äußerst humorvollen) Zynismus nichts geblieben ist. Der geneigte Cineast sei jedoch beruhigt: Klischees sind Sorrentinos Sache nicht. Gambardella freundet sich nicht mit einem sozial benachteiligten Jungen an, er findet keine Erfüllung in der Liebe und reist auch nicht auf Selbstfindungstrip nach Indien.

Er bleibt in Rom, er feiert Partys, er trinkt zu viel teuren Wein und führt prätentiöse Dialoge (ad absurdum). Er bleibt er – nur nachdenklicher, beobachtender, offener. Verreisen ist im Übrigen nicht nötig: Sorrentinos Hochglanz-Rom ist so skurril, so absurd, so narzisstisch und doch so liebenswert, dass Gambardella für fremde Kulturen und Bräuche nur ein müdes Lächeln übrig hätte. Die Phantasie und Detailverliebtheit Sorrentinos und seines Ko-Autors Umberto Contarello kennen keine Grenzen.

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