„Mein Praktikum in Kanada“ (OT: „Guibord s’en va-t-en guerre“) von Philippe Falardeau


Täglich legen Guibord und Souverain mehrere hundert Kilometer zurück, um von Termin zu Termin im riesigen Wahlkreis zu fahren. Guibords Flugangst zwingt sie, alles im Auto zurückzulegen. Diese Grundsituation strukturiert den Film zu einem Roadmovie mit viel Situationskomik. Der Humor ergibt sich einerseits aus dem Kontrast der beiden Persönlichkeiten, des ruhigen Politikers hier und seines fast hyperaktiven Assistenten dort. Andererseits aus dem Zusammenprall unterschiedlicher kultureller Prägungen. Falardeau belächelt liebevoll sowohl die unterkühlten, emanzipierten Kanadier genauso wie die clanorientierte und emotionale Art der Haitianer, ohne dass der Autor Partei nehmen würde.

Mein Praktikum in Kanada“ ist keine reine Komödie, sondern gleichzeitig eine politische Satire. Der Begriff Demokratie fällt immer wieder, subtil, aber schlagend zeigt der Film die Schwächen dieses Systems auf. Guibords Versuch, vollkommen transparent und nach Erforschung des Willens jedes Einzelnen seine politischen Entscheidungen treffen zu wollen, scheitert schließlich an der Egozentrik der Bürger.

Kurzweilig, intelligent konstruiert und inhaltlich relevant präsentiert sich das Werk des kanadischen Regisseurs Philippe Falardeau, der politische Themen erfreulicherweise nicht plakativ oder propagandistisch behandelt. Frühere Filme des Regisseurs wurden bereits mit verschiedenen Preisen ausgezeichnet, so „Ich schwör’s, ich war’s nicht„, der 2008 auf der Berlinale den Gläsernen Bären, oder „Monsieur Lazhar„, der 2011 in Locarno den Publikumspreis, gewann.

Teresa Vena

Mein Praktikum in Kanada“ (OT: „Guibord s’en va-t-en guerre„), Regie: Philippe Falardeau, Darsteller: Patrick Huard, Suzanne Clément, Irdens Exantus, Clémence Dufresne-Deslières, Kinostart: 26. Mai 2016

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