„Nina“ von Elisa Fuksas


Elisa Fuksas' "Nina" zeigt ein leergefegtes, superästhetisches Rom und verblüfft mit seiner Leichtigkeite, die schon vorher bei Filmfesten in u.a. Tokyo, London und München begeisterte. © Intramovies

Elisa Fuksas' "Nina" zeigt ein leergefegtes, superästhetisches Rom und verblüfft mit seiner Leichtigkeite, die schon vorher bei Filmfesten in u.a. Tokyo, London und München begeisterte. Foto: Intramovies

Warten aufs Gewitter

Es ist Sommer in Rom. Wer kann, entflieht der Augusthitze und reist in kühlere Gefilde. Doch Nina bleibt. Die junge Frau verbringt die heißesten Tage des Jahres damit, Wohnung und Haustiere eines Freundes zu hüten und anderen Menschen das Singen beizubringen. Nebenbei lernt sie Kaligraphie, geht joggen und besucht ihren Psychologen. In bunten Sommerkleidern und Sandalen streunt Nina zusammen mit Pflegehund Homer durch Roms Straßen. Eines Nachts lernt sie den Nachbarsjungen Ettore kennen, der genau wie sie irgendwie verloren wirkt in der verlassenen Stadt. Deplatziert und gleichzeitig seltsam verbunden mit der flirrenden Sommeratmosphäre. Unmittelbar entwickelt sich zwischen den beiden eine Freundschaft. Dabei fällt es Nina, die trotz des schwülen Wetters einen erstaunlichen Appetit auf Kuchen zeigt, gar nicht so leicht, Vertrauen zu fassen. Als Fabrizio, ein attraktiver Cellist, sich für sie zu interessieren beginnt, verkriecht sich Nina mehr und mehr in ihren Panzer.

Hauptdarstellerin Diane Fleri ist das ideale Sommermädchen. Ihr wippender Gang, treppauf, treppab, ihre verspielte Art und die Sehnsucht in ihrem Blick sind eine perfekte Kombination, die ihr scheinbar zielloses Stromern durch die italienische Hitze so sehenswert macht.

Fantastische Architekturaufnahmen, die an Werke des italienischen Künstlers und Vorläufer des Surrealismus Giorgio de Chirico erinnern, machen den Film zu einem absoluten Hingucker. Wie Ausschnitte aus seinen Gemälden wirkt es, wenn Nina durch die übergroßen, verlassenen Kulissen ihrer Stadt stromert. Und auch im Kleinen ist der Film ein Augenschmaus, Einstellungen wie das Reflektieren von Ninas Glitzerkleid auf Fabrizios weißem Hemd sind superästhetisch. Mit klassischer Musik untermalt, versprüht das Regiedebüt von Elisa Fuksas einen poetischen Charme, den es auf großer Leinwand selten so pur zu sehen gibt. „Nina“ ist wie das Warten auf ein abkühlendes Gewitter an einem drückend heißen Sommertag. Nur viel, viel schöner.

Verena Manhart

Nina„, Regie: Elisa Fuksas, Darsteller: Diane Fleri, Luca Marinelli, Ernesto Mahieux, Luigi Catani, Mariana Rocco, Andrea Bosca, Claudia della Seta, Vorführungen bei Around the World in 14 Films: 2.12. um 19.30 (präsentiert von Meret Becker), 3.12. um 19.45 Uhr im Kino Babylon und am 4.12. um 20.30 Uhr im Thalia in Potsdam.