„Nur Fliegen ist schöner“ von Bruno Podalydès



Bruno Podalydès spielt erstmals in seinen Filmen eine Hauptrolle, das ist ansonsten seinem Bruder Denis („Dieu seul me voit„, 1999) vorbehalten ist. Seine Figur macht eine klassische Lebenskrise durch, die man gemeinhin Männern um die 50 zuspricht. In seinem Leben braucht es ein Abenteuer, das ihm zeigt, dass er noch jung und attraktiv ist und der Gefahr trotzen kann. Über Letzteres macht sich der Film lustig. Michels Bedürfnis, auf jede mögliche Situation vorbereitet zu sein, zwingt ihn, viel zu viele Reiseutensilien mitzunehmen. Da er zudem nicht weit kommt auf seiner Reise, stellt sich all die Akribie als unnötig heraus. Diese komische Konstellation zeichnet der Film gekonnt.

Bis zu Michels Ankunft bei der schönen Laetitia überzeugt der Film durch subtilen Humor und seine optimistische Leichtigkeit. Das amouröse Intermezzo allerdings folgt gänzlich einem, wie man meinen könnte, längst abgedroschenen Klischee, das in jedem Franzosen einen Experten in Liebesdingen und Lebemann sieht. So liebäugt Michel anfangs auch mit der jungen Kellnerin, bevor er sich der reiferen Laetitia hingibt. Seine Frau tut es ihm schließlich zu Hause gleich und amüsiert sie sich doch heimlich mit seinem Bruder…

Trotz seiner Schwächen erfüllt der Film insofern sein Ziel, als er für eine bestimmte Zeit in eine sonnige, heile Welt entführt und vom Alltag ablenken kann. „Nur Fliegen ist schöner“ erzählt die kurzweilige Geschichte eines zu Beginn scheuen, gehemmten Mannes, der zu mehr Gelassenheit findet. Bruno Podalydès fehlt es als Schauspieler an genau dem Charisma, das seinem Bruderzu eigen ist. So sind es die Nebenfiguren wie Agnès Jaoui („Parlez-moi de la pluie„, 2008, „Le goût des autres„, 2000) über Jean-Noël Brouté, der den einen Sohn spielt, bis Sandrine Kiberlain, die den Film sehenswert machen.

Teresa Vena

Nur fliegen ist schöner“ (OT: „Comme un avion„), Regie: Bruno Podalydès, Darsteller: Bruno Podalydès, Agnès Jaoui, Jean-Noël Brouté, Michel Vuillermoz, Vimala Pons, Sandrine Kiberlain, Denis Podalydès, Kinostart: 19. Mai 2016

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