„Personal Shopper“ von Olivier Assayas


Als "Personal Shopper" sucht Maureen (Kristen Stewart) Kleider für ihre  Auftraggeberin aus. © Carole Bethuel

Als „Personal Shopper“ sucht Maureen (Kristen Stewart) Kleider für ihre Auftraggeberin aus. © Carole Bethuel

Einsame Flucht in die Geisterwelt

Maureen Cartwright (Kristen Stewart) arbeitet in Paris als „Personal Shopper“ für die Modedesignerin Kyra (Nora von Waldstätten), ist jedoch mehr als unzufrieden mit ihrem Job. Der frühe Tod ihres Zwillingsbruders Lewis, der wie sie an einer Herzkrankheit litt, wirft Maureen völlig aus der Bahn. In Lewis‘ Haus, einer nun leerstehenden, alten Villa, wartet sie auf ein Zeichen von ihm. Die Zwillinge hatten sich versprochen, dass derjenige, der zuerst stirbt, dem anderen ein Zeichen aus dem Jenseits senden würde. Und tatsächlich: Eines Tages erhält Maureen mysteriöse Nachrichten per SMS – von einem unbekannten Absender. Stammen die Nachrichten tatsächlich von Lewis oder steckt jemand anders hinter den Botschaften? Getrieben von der Hoffnung, der Absender sei Lewis, lässt sich Maureen auf den Chat mit dem Unbekannten ein und macht sich auf die Suche nach der Wahrheit.

Personal Shopper“ konzentriert sich auf die Darstellung einer jungen Frau, die vor allem eins ist: einsam. Maureen ist die Hauptfigur des Films, während die Charaktere um sie herum Randfiguren bleiben. Nora von Waldstätten als Kyra und Lars Eidinger als deren Exfreund Ingo tauchen nur in wenigen Szenen auf.

Maureen hat nicht nur ihren Zwillingsbruder verloren – den Menschen, der ihr am nächsten stand – sondern lebt allein in einem fremden Land, dessen Sprache sie offenbar nur wenig beherrscht. Kontakt zu ihrem Freund Gary (Ty Olwin) hat sie nur über Skype. Die direkte Kommunikation mit engen Bezugspersonen fehlt ihr. Maureens einzige Freundin und Vertraute in Paris ist Lewis‘ Freundin Lara (Sigrid Bouaziz), die bis zu seinem Tod mit ihm zusammen war. Für ihre Chefin Kyra ist Maureen Luft. Pausenlos shoppt Maureen Luxusartikel für Kyra, dient ihr jedoch nur als Mittel zum Zweck. Ein persönlicher Kontakt besteht nicht. Maureen hat sich von ihrem Job entfremdet und, mehr noch, von ihrem Leben und von sich selbst. Sie passt nicht recht ins Modebusiness, hasst ihren Job, ist aber zugleich auch fasziniert davon.
Nach dem Verlust ihres Bruders versucht sie, sich selbst wiederzufinden, und träumt davon, jemand anders zu sein. So probiert sie in einer – mit dem von Marlene Dietrich gesungenen sozialkritischen „Hobellied“ unterlegten – Szene Kyras teure Kleider an, obwohl sie es nicht darf, oder übernachtet in deren Wohnung.

Maureens intensive Beschäftigung mit Geistern und der Kommunikation mit ihnen dient ihr schließlich als Flucht aus einer Realität, in der sie sich unglücklich und alleingelassen fühlt. Auf der Suche nach einer Möglichkeit, mit Lewis in Kontakt zu treten, stößt Maureen auf die schwedische Malerin Hilma af Klint, die an Spiritualität glaubte, und sieht sich außerdem ein Video einer Séance auf YouTube an. Oft fühlt sie Lewis‘ Gegenwart, aber tritt Lewis wirklich mit ihr in Kontakt oder ist es Maureens Wahrnehmung, die sie täuscht?

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