„Plan C“ von Max Porcelijn



Klingt dieser Plot jetzt erst einmal nicht sonderlich originell, bleibt „Plan C“ doch stets seinem durch den Titel versprochenen Motto treu und es kommt alles ganz anders, als man zunächst denkt. Ronald steckt nach dem misslungenen Überfall erst einmal so richtig in der Klemme und als es zwischendurch so aussieht, als sei die Polizei ihm auf den Fersen, nimmt der Film richtig Fahrt auf: Dabei stellt sich heraus, dass Bram nicht nur ein bisschen verschroben, sondern komplett durchgeknallt ist und eine einzigartige kriminelle Energie ausstrahlt, die an Kompromisslosigkeit kaum zu übertreffen ist. Kontinuierlich werden die Karten neu gemischt, zu keinem Zeitpunkt wissen wir mehr als die Hauptfigur und auch auf das Überleben wichtiger Handlungsträger ist genauso wenig Verlass wie bei einer „Game of Thrones„-Folge.

Sehr geschickt spielt Max Porcelijn hier mit den Klischees des Film noir, unterstützt wird er dabei durch die Kameraarbeit von Coen Stroeve, der uns gleich zu Beginn des Films mit einer langen Kamerafahrt über die Dächer von Amsterdam Nord, dem heute gentrifizierten, ehemals aber wenig glamourösen Industrieviertel der Stadt, direkt in das Geschehen hinein zieht. Die Kamera folgt dabei einem Mann mit einem braunen Plastiksack voller Geld in eine Spielhalle, dazu ein Overvoice wie eine Vorahnung, gesprochen von Ronald selbst, der eher beiläufig eingeführt wird, als er fluchend das Etablissement verlässt.

Die Kamera meint es definitiv nicht gut mit ihrer Hauptfigur: Starke Draufsichten und ungewöhnliche Kameraeinstellungen unterstreichen das Bild des irgendwie ungreifbaren, farblosen, kettenrauchenden, korrupten und heruntergekommenen Polizisten. Die Settings bestehen zumeist aus geschlossenen, fensterlosen und zwielichtigen Räumen. Die Farben eher ungesättigt, wodurch das Bild immer leicht rauchverhangen aussieht. Polizeiarbeit scheint hier vor allem Büroarbeit zu sein, man lässt es eher gemütlich angehen auf dem Revier, es werden Kaffee und Häppchen verteilt, das Geld für den Geburtstag des Chefs eingetrieben und auf Ronalds Schreibtisch stapeln sich die Dossiers. Es werden sämtliche Bilder des Polizeikrimis abgerufen und mit den Erwartungen des Publikums gespielt, um diese dann mit Freude zu brechen: Großartig sind die Dialoge unmittelbar vor dem Überfall, als Gerrit und Bram die Zeit tot schlagen müssen und in tarantinoesker Manier über die Burger einer populären Hühnchen-Fastfoodkette diskutieren, nur um wenig später Brams krankhafte Blasenschwäche zu thematisieren.

In der Ansiedelung der Ereignisse im Polizeimilieu lassen sich durchaus Parallelen zu „Fargo“ der Coen Brüder erkennen. „Plan C“ überzeugt durch seine Liebe zum Detail, die ausgefeilten Dialoge, den trockenen Witz, die unerwarteten Wendungen und das überraschende Ende, wobei Max Porcelijn relativ kompromisslos und bis zum bitteren Ende an der charakterlichen Ehrlichkeit seiner Hauptfigur fest hält. Bis zum Schluss bleibt Ronald der ambitionslose, faule und ein bisschen unsympathische Loser, als der er zu Beginn mit seinen eigenen Worten eingeführt wird: „We all start out with plans, dreams. But things usually turn out differently. Then what? You can quit, or complain, or you can cry like a little girl. But it won’t change a thing. In India, I once talked to a wise man and he said that the plan will change you and if you’re strong you might also change the plan. And the rest is sheer luck. That’s how he saw it. I never really understood what it means.“

Tatiana Braun

Plan C„, Regie: Max Porcelijn; DarstellerInnen: René van t’Hof, Tom Kas, u.a.

Der Film wird 26. August 2017 um 20 Uhr (OmeU) in Anwesenheit des Produzenten und Regisseurs im Rahmen der Filmreihe „Prachtige Films!“ im Kino Moviemento (Kottbusser Damm 22, 10967 Berlin) gezeigt.

1 2