„Where Does A Body End?“ von Marco Porsia
Keine leere Beweihräucherung
Mit Regeln und Normen zu brechen und die musikalische Harmonie auf den Kopf zu stellen waren schon immer treibende Elemente der subversiven Kunstbewegungen. Die amerikanische Rockband Swans verfolgte dieses Ziel vor allem in den 1980er Jahren in New Yorks No Wave- und Hardcore-Szene. 1982 von dem avantgardistischen Musiker und Künstler Michael Gira gegründet, agierte die Underground-Gruppe in unterschiedlichen Besetzungen im weiteren Umfeld des Punk-Clubs CBGB, der ein Fundament für die radikalen Anfänge von Lydia Lunch, den Beastie Boys, DNA oder Sonic Youth darstellte.
Der Dokumentarfilm „Where Does A Body End?“ des Musikvideo-Regisseurs und Cutters Marco Porsia begibt sich für das bis dato umfassendste Bandporträt auf Spurensuche in der Musikgeschichte und Michael Giras Biographie. Finanziert über die Crowdfunding-Plattform Kickstarter, konnten Porsia und sein Team eine Unmenge an Archivmaterial und neuer Interviews mit namhaften Akteuren der Szene verwenden, um tiefe Einblicke in Giras herausfordernde Klangwelten zu vermitteln. Dabei beweist der Regisseur ein feines Gefühl für die Wahl der richtigen Interviewpartner, welche die Vergangenheit, Gegenwart und das musikalische Vermächtnis von Swans auf lebhafte Weise darstellen. Neben Michael Gira selbst zählen dazu eine ganze Reihe von wechselnden Bandmitgliedern, Musikkritikern, Weggefährten und auch gegenwärtigen Musikern, die von seinem Schaffen beeinflusst worden sind: Darunter Swans-Mitglied und Weggefährtin Jarboe, der unterkühlte Noise-Komponist Ben Frost, Karen O von der ungeschliffenen Garage-Band Yeah Yeah Yeahs und allen voran Post-Punk-Revolutionär und Sonic Youth-Sänger Thurston Moore, der 1982 für kurze Zeit auch zur Urbesetzung von Swans gehörte.