REPRODUKTION von Katharina Pethke

Sie war eine gute Hausfrau und Mutter
Haben Mütter einen Platz in der Kunstwelt? Über drei Generationen hinweg sucht Katharina Pethke nach einer Antwort auf diese Frage. Neben der biologischen Reproduktion geht es hier vor allem auch um sich wiederholende Träume und Hindernisse, um den künstlerischen Genius neben der aufopfernden Mutterfigur.
Mit dem Studium an der Hochschule für Bildende Künste Hamburg (HFBK) glaubt Katharina Pethke was ganz Besonderes, ihren eigenen Weg, gefunden zu haben. Doch dann stellt sie fest, dass nicht nur ihre Mutter, sondern auch schon ihre Großmutter hier studiert haben. Wieso haben die beiden dann nicht als Künstlerinnen gearbeitet?
In REPRODUKTION durchforscht Regisseurin Pethke ihre Familiengeschichte nach den Hindernissen der jeweiligen Zeiten. Auf der Beerdigung der Großmutter wird diese als herausragende Hausfrau und Mutter gelobt, von der Kunst ist kein Wort zu hören, viele ihrer Bilder hat sie längst entsorgt. Auch Pethkes Mutter Maria malt kaum noch. Sie wollte einen anderen, unabhängigen Weg gehen, ohne festen Partner. Als sie schwanger wird, ist auch ihre Künstlerlaufbahn beendet. Erst ihrer Tochter Katharina gelingt es trotz Mutterschaft weiter als Künstlerin zu arbeiten. Was hat sich über die Jahre verändert, was ist gleichgeblieben.
Künstlerischer Genius vs. Aufopfernde Mutter
Katharina Pethke nutzt auch das Gebäude der HFBK, und vor allem die darin verbauten Kunstwerke, um einen allgemeineren Blick auf die Position der Frau und vor allem der zur Mutter gewordenen Künstlerin zu werfen. An den Wänden der Aula prangt das Gemälde „die ewige Welle“. Es beschreibt den künstlerischen Genius (ein Mann), der gegen das Chaos kämpft. Viele Generationen von Studierenden beschäftigen sich intensiv mit diesem Werk. Im Flur zur Eingangshalle steht die Statue einer von drei kleinen Kindern umringten Mutter. Sie stammt von Richard Luksch. Dessen Frau, Elena Luksch-Makowsky, hatte bereits eine ähnliche Mutter-Kind-Gruppe, das Frauenschicksal geschaffen. Dort sitzt die Frau, die Kinder spielen in ihren Röcken. Auf ihrer Schulter sitzt ein Rabe, der ihr zuflüstert, dass sie Künstlerin ist. Sie ist also mehr als die bloße Mutter im Werk ihres Mannes. Dennoch steht seine Statue in der HFBK, ihre im Park.
REPRODUKTION schafft einen umfangreichen Überblick über die verschiedenen Facetten des Mutterwerdens als Künstlerin. Und nicht nur als solche. Denn sowohl vor 80 Jahren, als auch heute noch, verändert die Mutterschaft in vielen Fällen das Berufsleben einer Frau. So wird Katharina Pethke zum Beispiel geraten, ihre Kinder im beruflichen Umfeld erst gar nicht zu erwähnen. Dezent untermalt Pethke das Gesagte immer wieder mit kunstreichen Bildern.
Leider ist die Verzahnung der Geschichten der drei Frauen mit den Gebäuden der Hochschule und den darin verbauten Kunstwerken nicht immer ganz rund.