„Rico, Oskar und die Tieferschatten“ von Neele Vollmar


Regisseurin Vollmar zeichnet in "Rico, Oskar und die Tieferschatten" mit ihren beiden Darstellern Anton Petzold (links) und Juri Winkler  präzise eine kindliche Lebenswelt. Foto: Filmfest München

Regisseurin Vollmar zeichnet in „Rico, Oskar und die Tieferschatten“ mit ihren beiden Darstellern Anton Petzold (links) und Juri Winkler präzise eine kindliche Lebenswelt. Foto: Filmfest München

Agent Doretti, übernehmen Sie

Der blonde Rico (Anton Petzold) wohnt mit seiner Mutter Tanja Doretti (Karoline Herfurth) in der Kreuzberger Dieffenbachstraße in Berlin. Rico ist ein besonderes Kind, in seinem Kopf wirbeln eine Reihe Bingo-Kugeln umher, von denen ab und an eine heraus fällt, wie er seine Krankheit selbst beschreibt.

Rico vergisst Sachen, weshalb er mit kleinen Tricks seinen Alltag strukturiert. Wo nun rechts und wo links ist, bleibt ihm ein Rätsel, stattdessen deutet ihm ein rotes den Tuch seinen Weg. Andere Entdeckungen, wie eine „Fundnudel“ und was er darüber denkt, spricht er in ein Diktiergerät, seinen „Merkrecorder“. Andere irritiert das manchmal, daher stellt er sich selbst als „tiefbegabt“ vor, wenn sich Menschen über ihn wundern.

Axel Prahl spielt den Hausmeister Marrak. Foto: Filmfest München

Axel Prahl spielt den Hausmeister Marrak. Foto: Filmfest München

Im Haus in der heimischen Dieffenbachstraße passiert Rico das schon lange nicht mehr. Die anderen Bewohner dort kennen ihn bestens: Hausmeister Marrak (Axel Prahl) begrüßt ihn als „Agent Doretti“, Nachbarin Frau Dahling (Ursela Monn) passt auf ihn auf, wenn Mutter Tanja verhindert ist und plauscht mit dem neugierigen Jungen über ihren Schwarm aus den Lokal-Nachrichten, der junge Yuppie Rainer Kiesling (David Kross) hat zwar nie Zeit, aber für Rico immer ein Lächeln übrig, ganz im Gegensatz zum grantigen Fitzke (Milan Peschel), der über Rico schimpft – wie er auch permanent über alles und jeden meckert. So wundert sich einzig Simon Westbühl (Roland Zehrfeld), der Neue im Haus, für einen Moment über den Jungen mit dem vitalen Interesse an fremden Wohnungen, der ihn gerne mit seiner Mutter Tanja verkuppeln möchte.

Nur Freunde hat Rico keine. Das ändert erst Oskar, der eines Tages vor ihm steht und mit seinem Helm, den er partout nicht absetzen will, etwas merkwürdig aussieht. Dafür weiß er offenbar auf jede Frage eine Antwort und erörtert diese durch Statistiken und überraschende Sachkenntnis. Im Gegensatz zu Rico stellt er sich als „hochbegabt“ vor. Beliebt ist der Neunmalklug deshalb aber ebenso wenig wie der Tiefbegabte. Nach kurzem Beschnuppern freunden sich die unterschiedlichen Jungs an.

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