„Rico, Oskar und die Tieferschatten“ von Neele Vollmar



Sie werden einander brauchen, denn ein großes Abenteuer wartet in der Dieffenbachstraße auf sie. Ein Entführer, den die Presse „Mister 2000“ tauft, weil er zwar Kinder entführt, aber nur vergleichsweise popelige 2.000 Euro als Lösegeld von den Eltern fordert, tritt in ihr Leben. Als Oskar eines Tages nicht wie verabredet bei Rico auftaucht, ahnt er noch nicht, was passiert ist. Doch dank eines klugen Hinweises bemerkt Rico, dass seinem Freund etwas zugestoßen sein muss und beginnt die Suche nach dem Kumpel.

Die drei Kinderbücher „Rico, Oskar und die Tieferschatten„, „Rico, Oskar und das Herzgebreche“ und „Rico, Oskar und der Diebstahlstein“ von Autor Andreas Steinhöfel fanden bereits unzählige Leser. Da war es nur eine Frage der Zeit, bis die an der Bücherkasse bewährten Werke auch für Leinwand und Fernsehen umgesetzt werden.

Es braucht wohl einen solche Rückenwind und wie bei Rico und Oskar gegeben, die Aussicht auf Fortsetzung(en) – „Rico, Oskar und das Herzgebreche“ wirft im Abspann schon seinen Schatten für 2015 voraus –, damit sich in Deutschland Produzenten an Kinderfilme wagen. Das Ergebnis von Neele Vollmar („Maria ihm schmeckt’s nicht„) kann sich sehen lassen. Das liegt in erster Linie an den überaus begabten Jungschauspielern Anton Petzold und Juri Winkler, die den Zuschauer durch Kinderaugen auf eine oft komplizierte Welt blicken lassen.

Wir erfahren von Ricos verstorbenem Vater und der Mutter, die die kleine Familie mit einem Job in einem Amüsierbetrieb durchbringt, während Oskar unter der mangelnden Zuwendung seines Vaters so sehr leidet, dass er sich Gefahren aussetzt, um seine Aufmerksamkeit zu erlangen. Wir erleben die Furcht Ricos, wenn nachts im seit dem Selbstmord (!) der Nachbarin leerstehenden Hinterhaus, Schatten bedrohlich auf und ab wandern, während ihm statt der schützenden Mutter selbst, nur deren Stimme in Form des Gute- Nacht-Liedes vom Aufnahmegerät Trost schenkt. Ob der mysteriöse „Mister 2000“, der Eltern, die ihre Kinder vernachlässigen, dadurch bestraft, dass er sie ihnen einfach wegnimmt und mit einem Betrag erpresst, der sonst auch für eine Ordnungswidrigkeit reichen könnte, der wahre Bösewicht ist, muss jeder selbst entscheiden.

Regisseurin Vollmar zeichnet in „Rico, Oskar und die Tieferschatten“ präzise eine kindliche Lebenswelt. Diese ist das Fundament für ihren gelungenen Kinderkrimi mit wundervollen kleinen Helden – die auf sich gestellt sind.

Denis Demmerle

Rico, Oskar und die Tieferschatten„, Regie: Neele Vollmar, DarstellerInnen: Anton Petzold, Juri Winkler, Karoline Herfurth, Roland Zehrfeld, Axel Prahl, David Kross, Ursela Monn, Kinostart: 10. Juli 2014, DVD-Start: 12. Dezember 2014

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