„Ruined Heart – Another Lovestory Between a Criminal and a Whore“ von Khavn



An sich eine konventionelle Geschichte, wie ironisch im Untertitel angedeutet, doch die Form des Films ist äußerst anspruchsvoll. Ständig wechselnde Zeitebenen sind durch harte Schnitte getrennt, die Kameraführung ist unruhig und die Bilderfolge ist an verschiedenen Stellen von schwindelerregendem Tempo. „Ruined Heart“ ist in satten, dunklen Farben gehalten. Meistens spielt die Handlung nachts, und durch die besondere Ausleuchtung der Schauplätze entsteht eine gleichwohl düstere wie melancholische Atmosphäre. Verantwortlich für diese ästhetische Bildfindung ist der Australier Christopher Doyle, der erfolgreich mit südasiatischen Filmautoren zusammenarbeitet und zuletzt 2000 für seine Arbeit an „In the Mood for Love“ von Wong Kar-wai in Cannes ausgeszeichnet wurde.

In „Ruined Heart“ gibt es kaum Dialoge zwischen den Protagonisten, der Ausdruck von Gefühlen erschließt sich ausschließlich über den Einsatz von Musik. Khavn kombiniert verschiedene Stücke aus Pop, Rock und Punk. Der Rhythmus ist immer mitreißend, vibrierend und transportiert die Emotionen. Das Titellied „Ruined Heart“ hat der Autor selbst geschrieben, während des Films wird es von Musikern in unterschiedlichen Tempi interpretiert. Es ist eindringlich und melodiös. Der Film ist von deutschen Geldgebern mitproduziert und Bands aus dem deutschen Sprachraum sind in der Tonspur prominent vertreten. Star dieses Films ist eindeutig das Berliner Duo Stereo Total, das für „Ruined Heart“ eine Vielzahl von neuen Liedern komponiert hat und die dem psychedelischen, punkigen Geschmack-Tenor des Films nahe steht. Ein musikalischer Höhepunkt ist die Verwendung des Stücks „Ich lieb sie“ (hier das Video) der heute eher in Vergessenheit geratenen Band Grauzone. Zum Kinostart erscheint eine Doppelalbum als Vinyl-LP und Mp3-Datei, mit der Filmmusik.

Weiterlesen: Der zweitletze Film von Khavn wurde 2012 auf dem PornFilmFestival in Berlin gezeigt.

Die Musikstücke knüpfen den ganzen Film hindurch nahtlos aneinander an. Der Zuschauer fühlt sich mehr in einem Musikvideo als in einem Spielfilm. Trotz der eher gemäßigten Länge des Films von 73 Minuten, hält die Spannung nicht bis zum Schluss und es schleicht sich Ungeduld ein, etwa bei der nicht enden wollenden Sexorgie in etwa der Mitte des Films. „Ruined Heart“ ist ein ungewöhnliches Werk, das von Experimentierfreude zeugt und ganz auf die Wirkung von Musik setzt. Die Schauspieler, allen voran der gefeierte Japaner Tadanobu Asano als „Der Kriminelle“ und Nathalia Acevedo als „Die Hure“, haben eine charismatische Ausstrahlung. Ihr reduziertes Spiel überzeugt.

Teresa Vena

Ruined Heart – Another Lovestory Between a Criminal and a Whore„, Regie: Khavn, Darsteller: Tadanobu Asano, Nathalia Acevedo, Elena Kazan, Vim Nadera, Kinostart: 26. März 2015

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