SAG DU ES MIR von Michael Fetter Nathansky
Imma schön direkt ins Jesicht
„Und ick, wie ticke ick denn?“, fragt Moni erwartungsvoll ihre Schwester Silke in einem seltenen persönlichen Gespräch. „Dit interessiert mich nich“, raunzt Silke zurück und die Intimität des Moments ist dahin. Michael Fetter Nathanskys Abschlussfilm SAG DU ES MIR ist gespickt mit solchen Momenten des Auflaufen-Lassens oder man könnte auch sagen: Mit der Essenz von Berliner Schnauze. In seinem jüngst bei Achtung Berlin – New Berlin Film Award prämierten Film geht es um Silke (Gisa Flake), die von der Brücke geschubst wurde und ihre Schwester Moni (Christina Große), die mit einem Verzweiflungsschleier umweht aus Mallorca anreist und beschließt, ihrer Schwester bei der Suche nach dem Brückenschubser zu helfen. Der heißt René (Marc Benjamin Puch), ist eigentlich ein Netter und wollte gar niemanden ins Wasser stoßen. Das erfahren wir aber erst in Kapitel 2, denn der Film erzählt den Handlungsstrang aus den Perspektiven von Moni, René und Silke in drei separaten Kapiteln – und damit ist im Grunde alles ein Spoiler, was man über die Charaktere sagen könnte.
Fetter Nathansky hat sich in der Tradition Andreas Dresens für eine starke lokale Einbettung seines Films entschieden. Alles spielt sich in Potsdam um die Havelbucht herum ab, ganz ohne zuckersüßes Holländisches-Viertel-Flair, dafür mit Plattenbauten und Dialekt. An das Berlinern oder Brandenburgern, so charmant und überzeugend es die Darsteller*innen bemühen, muss man sich dann schon auch erst mal gewöhnen, vor allem, weil Authentizität und die stark formalisierte Inszenierung nicht so gut zueinander passen. Die Lebensläufe – endlich mal keine verträumten (Lebens)künstler*innen, sondern Silke, die Maschinistin; René, der Polizist und Moni, die, sich mit kleinen Jobs über Wasser hält – sind hingegen sofort glaubhaft und die drei Schauspieler*innen, allen voran Gisa Flake (die auch den Deutschen Schauspielpreis für die Rolle gewann), überzeugen auf ganzer Linie.