„Searching for Sugar Man“ von Malik Bendjelloul



Seine Lieder, die auf lakonische Art und Weise eskapistischen Drogenkonsum („Sugar Man“), Kleinstadttristesse („Can’t get away“) oder die Verhärtung politischer Strukturen („The Establishment Blues“) einfangen, sind ein Spiegel dieser vielschichtigen Biographie. Mit seinen desillusionierten Texten und seiner selbstreflexiven Haltung fügt sich Rodriguez in eine lange Singer-Songwriter-Tradition ein, die an Bob Dylan erinnert und doch eine ganze eigene, charakteristische Note aufweist. Eine fast liebliche Depression und eine Klarheit in der Verzweiflung. „Met a girl from Dearborn, early six o’clock this morn A cold fact.“ Das große, romantische Potential oder ein deprimierender One Night Stand nach einer durchtrunkenen Nacht – in Rodriguez „Inner City Blues“ sind die Worte doppelbödig und hallen nach, wie in eigentlich jedem seiner nur 30 selbst geschriebenen Songs. Enttäuschung und Hoffnungsglimmer liegen da oft nebeneinander, sind nicht eindeutig zu fassen. Kein Wunder, dass „Searching for Sugar Man“ diese verlorene, wieder entdeckte Stimme so enthusiastisch feiert.

Ein weiteres Plus dieser tollen Dokumentation: Die Musik steht im Vordergrund, wird geradezu zelebriert – vor allem in den animierten Anfangssequenzen, die Rodriguez wie seinen „Street Boy“ durch die Detroiter Innenstadt schlendern lassen, der sich vor allem durch seine „Fast hellos and quick goodbyes“ auszeichnet. Ganz anders Rodriguez selbst: Wer ihn einmal gehört hat, der wird sich nicht so schnell wieder von ihm losreißen können.

Marie Ketzscher

Searching for Sugar Man Drehbuch/Regie: Malik Bendjelloul, Kinostart: 27. Dezember 2012

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