„Shut up and play the piano“ von Philipp Jedicke


Meine Geschichte steht in meinen Texten

Jedicke nähert sich dem kunterbunten Musiker und Entertainer nicht nur über dessen Geschichte. Er versucht viel mehr dessen künstlerische Wucht in die Gestaltung des Filmes einfließen zu lassen. Viele der Aufnahmen entstammen Gonzos privatem Archiv. Zwischendurch werden seine Weggefährten interviewt (Peaches, Feist, Mr. Maloke von den Puppetmastaz, Jarvis Cocker). Ihn selbst nimmt sich keine geringere als Sibylle Berg vor. Die Suche nach einem Erben, einer Erbin gegen Ende des Film lässt den Künstler über sich und seine Wirkung als Entertainer reflektieren.

Weiterlesen: Hier unser Interview „Wir finden über die Kunst die Privatperson“ mit Regisseur Philip Jedicke…

Gonzales wollte nicht in privaten Situationen gefilmt werden. Stattdessen verwies er Jedicke auf sein Archiv und seine Songtexte, da, so Gonzo, damit alles gesagt sei. Ist das nicht eine schöne Art sich einem Künstler zu nähern? Denn seine Kunst, sein öffentliches Output, ist es doch, was ihn besonders und für die Öffentlichkeit interessant macht.

Neben dem Versuch zusammenzufassen, was das Werk des Komponisten und Musikers ausmacht, ging es in diesem Film auch darum „die Liebe spürbar werden [zu lassen], mit der Gonzo jedes einzelne seiner Projekte anpackt“, so der Regisseur. Auch dies ist durchaus gelungen. Ständig tropfen Gonzales die Schweißperlen von den völlig durchnässten Haarsträhnen, egal ob er in einem kleinen Berliner Club oder auf der großen Konzertbühne steht, ob er im Bademantel am Klavier sitzt oder im rosaroten Anzug die Hüften schwingt. Dieser Mann gibt in jedem Moment alles, was in ihm steckt. Und das reißt sein Publikum nicht nur auf einem seiner Konzerte mit, sondern auch im Kinosessel. Jedicke ist ein wunderbar buntes, kreatives und gleichzeitig nachdenkliches Portrait gelungen.

Janine Seiler

Shut up and play the piano„, Regie: Philipp Jedicke, Darsteller: Chilly Gonzales, Peaches, Feist, Jarvis Cocker, Daft Punk, Puppetmastaz, Sibylle Berg, u.a., Kinostart: 20.September 2018

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