„Sirenengesang“ von Agnieszka Smonczyńska
Ein Märchen für Erwachsene
„Sind ja fast so viele Leute da, wie beim Eröffnungsfilm“ stellt der Moderator fest, als er in den Zuschauersaal des Babylon blickt. Das Interesse an „Sirenengesang“ ist offensichtlich groß. Zuschauer, die den Film ohne Erwartungen ansehen, werden überrascht werden – ob positiv oder negativ kommt auf die jeweilige Offenheit für Genre-Crossovers und die persönliche Schmerzgrenze für Trash an. Das Horror-Musical mit Fantasy-, Erotik- und Dramaelementen wartet mit einer bizarren Mischung auf. Während der Frage- und Antwortrunde vom Kameramann als „Märchen für Erwachsene“ bezeichnet, wechselt „Sirenengesang“ rasant zwischen Musical-Nummern und blutrünstigen Szenen.
Die zwei Hauptcharaktere, „Gold“ und „Silber“ sind keine Disney-Meerjungfrauen. Die von Muränen inspirierte Ästhetik der Sirenen ist bewusst abstoßend gewählt, um zu verdeutlichen, dass sie Monster und Jäger sind, erzählt Regisseurin Agnieszka Smonczyńska. Inspirieren ließ sie sich dabei vor allem von Gemälden und alten Mythen. Für einen Debütfilm ist „Sirenengesang“ ein sehr ambitioniertes Projekt. Die nötigen finanziellen Mittel für das experimentelle Werk zu finden, war nicht immer einfach. Wie viel am Ende tatsächlich zusammenkam weiß keiner, aber auf dem Papier wären es 1,2 Millionen gewesen – viel für einen Erstling, aber wenig für dieses spezielle Werk. Viele Künstler hätten auch nichts mit dem Projekt zu tun haben wollen – einige bereuen es jetzt. Der Kampf, den Film auf die Leinwand zu bringen, hat sich aber offensichtlich gelohnt: beim Sundance Filmfestival in Salt Lake City feierte er erste Erfolge und vom Publikum im Babylon kommen begeisterte Rückmeldungen. Jemand freut sich, dass so innovative Filme aus Polen kommen; viele andere stellen interessierte Fragen an Regisseurin und Kameramann.