„Swiss Army Man“ von Dan Kwan und Daniel Scheinert


Daniel Radcliffe spielt das menschliche Schweizer Taschenmesser und fügt dem Stoff des auf einer einsamen Insel Gestrandeten eine neue Dimension hinzu. Wie „Cast Away“ (2000, Robert Zemeckis) mit Tom Hanks bezieht sich auch „Swiss Army Man“ auf die Romanfigur des Robinson Crusoe von Daniel Defoe (1719) und begegnet dem Mythos ebenfalls mit Humor. Im Gegensatz zu Tom Hanks Volleyball, der ihm als Ansprechpartner in seiner Isolation dient, erweist sich die Leiche Manny als weitaus vielseitiger.

Hier beweisen die Autoren Einfallsreichtum, wenn sie auch auf einen insgesamt kindlichen Humor setzen. Als roter Faden zieht sich beispielsweise Mannys Eigenschaft als Düsenantrieb durch die Geschichte: Er furzt nämlich unentwegt. Neben dem Fäkalhumor bedienen die Autoren auch den sexuellmotivierten Witz, indem sie Mannys Penis in seiner Erektion zu einem Kompass umfunktionieren.

Anrührend wirkt der Versuch Hanks, dem wissbegierigen Manny den menschlichen Alltag und Gefühle zu erklären. Dabei stellt Manny scheinbar einfälltige Fragen, mit denen er aber unbewusst die Verklemmtheit und Unzulänglichkeit seines Gegenübers entlarvt. Diese Szenen flachen immer wieder ab, werden sie gezielt durch neue Fürze durchbrochen. Auf diese Weise soll vermutlich verhindert werden, dass Sentimentalität aufkommt. Das gelingt dem Film auch und gehört zweifelsfrei zu seinen Stärken, doch was bleibt, überzeugt nicht. Interessant erweist sich die bewusste Vermischung zwischen Realität und Imagination, so dass der Zuschauer, vermutlich wie der Protagonist Hank, nicht genau weiß, ob das Erlebte vielleicht Ausdruck von Wahnvorstellungen ist. Der Schluss des Filmes wirkt schließlich konstruiert und als Verlegenheitslösung.

In der Besetzung mit Paul Dano („Little Miss Sunshine„, 2006) als gehemmter, autistischer Romantiker und Daniel Radcliffe („Harry Potter„, seit 2001) als sprechende Leiche haben die Autoren zumindest ein gutes Gespür bewiesen. Der Mut der Schauspieler in dieser absurden Geschichte zu agieren ist respektabel, sie können aus dem Buch aber nicht mehr herausholen. „Swiss Army Man“ muss als unreifes Debüt zweier ebenso unreifer Verschworener gelten, der sein Publikum höchstens unter Halbwüchsigen finden wird.

Teresa Vena

Swiss Army Man„, Regie: Dan Kwan und Daniel Scheinert, Darsteller: Paul Dano, Daniel Radcliffe, Kinostart: 13. Oktober 2016

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