„The Cleaners“ von Hans Block und Moritz Riesewieck


„The Cleaners“ ist der Debütfilm von Hans Block und Moritz Riesewieck und feierte beim Sundance Film Festival Weltpremiere. © gebrueder beetz filmproduktion

„The Cleaners“ ist der Debütfilm von Hans Block und Moritz Riesewieck und feierte beim Sundance Film Festival Weltpremiere. © gebrueder beetz filmproduktion

Ohne Korrektiv

Das Internet ist heute fester Bestandteil des Alltags für rund 3,5 Milliarden Menschen weltweit. Vor allem Social Media Anbieter sind gefragter denn je. Doch wer kontrolliert deren Inhalte unter welchen Kriterien? Hans Block und Moritz Riesewick haben sich genau diese Frage gestellt. In ihrem Debütfilm „The Cleaners“ stellen sie nicht nur die Verantwortlichen von Google und Co. zur Rede, sie nehmen uns auch mit nach Manila, wo sogenannte Content Moderator für die Silikon Valley-Konzerne Bilder und Videos löschen. Welche Auswirkungen hat diese Zensur auf unsere Gesellschaft?

Ignore oder Delete, das ist hier die Frage. Für ca. 25.000 Bilder und Videos entscheidet jeder Content Manager täglich ob sie gelöscht werden oder weiterhin im Internet verfügbar sind. Nur 3% davon werden von einem Supervisor überprüft. Die Mitarbeiter werden bestens geschult, doch am Ende entscheidet oft das Bauchgefühl. Da stellt sich die Frage: Wer sind diese Menschen? Welchen religiösen oder politischen Hintergrund haben sie? Und welche Auswirkungen hat der Job auf die Content Manager? Sie müssen sich jedes Video und jedes Bild ansehen und dürfen sich pro Monat nur drei Fehler erlauben. Schon das weiterklicken eines Videos ist zum Beispiel ein solcher Fehler.

Plakat „The Cleaners“. © gebrueder beetz filmproduktion

Plakat „The Cleaners“. © gebrueder beetz filmproduktion

Wer legt nach welchen Kriterien fest, welche Inhalte gelöscht werden und welche nicht? Geht es um Kinderpornographie, fällt es vielen leicht einer Zensur zuzustimmen, doch wie sieht es zum Beispiel mit politischen Meinungen aus? Damit ihre Dienste in Ländern wie der Türkei nicht komplett verboten werden, lassen viele Unternehmen systemkritische Inhalte löschen. Und was ist mit Kunst oder Satire? Auch Kunst, die sich kritisch mit Donald Trump auseinandersetzt wird, wie der Film zeigt, teilweise gelöscht.
Gleichzeitig wird über Social Media heutzutage massiv gegen Minderheiten gehetzt und Hass verbreitet. In Myanmar wird zum Beispiel auf Facebook massiv Stimmung gegen Rohingya gemacht. Quasi ohne Korrektiv, da die Bevölkerung fast ausschließlich auf diesem Netzwerk interagiert. Das Facebook jedem Nutzer Artikel und Beiträge vorschlägt, die inhaltlich zu dem passen, was der User selbst postet und liked, verschärft das Bild zusätzlich. Das liegt daran, dass das erklärte Ziel eines Social Media Konzerns möglichst viele Klicks, Likes und Shares sind. Leider treten Menschen in diesen Netzwerken sehr emotional auf und leider funktioniert eines dabei besonders gut: Empörung.

Einige der Content Manager sehen sich als eine Art Märtyrer, die sich aufopfern um die Welt vor Bösem und vor der Sünde zu schützen. Aber was passiert, wenn Inhalte dermaßen zensiert werden? Der UN-Sonderbeauftragte für Meinungsfreiheit David Kaye befürchtet, dass wir dadurch unser kritisches Denken verlieren und Dinge nicht mehr klar einordnen können.

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