„Eine neue Freundin“ („Une Nouvelle Amie“) von François Ozon



Ozon hinterfragt Geschlechterkategorien und zeigt fast nebenbei wie intolerant Menschen sind. Wenn Virginia im Shoppingcenter einkaufen geht, gucken ihr die Menschen hinterher, nicht aus Be-, sondern aus Verwunderung. Mit Perücke und Pumps läuft Virginia gegen Mauern in Köpfen an.

Romain Duris in seiner Doppelrolle als Virginia/David und Anaïs Demoustier als Claire harmonieren perfekt auf der Leinwand. Demoustier, bisher fast nur in Nebenrollen zu sehen gewesen, spielt sehr leise und kontrolliert während Duris sehr präsent und laut agiert. Wenn Virginia zu dominant in der Szene wird, balanciert Demoustiers Schauspiel als Claire dies wieder aus.

Klar geht es im Film viel um „verbotene“ Lust und Sex, schließlich sind wir hier beim französische Kino. Doch „The New Girlfriend“ ist nicht einfach nur Lust und Sex, er schafft es immer wieder zu überraschen. Er geht zu den Wurzeln des Verlangens und sexueller Identität. Mit Witz und Tragik blickt Ozon hinter die Fassaden seiner Figuren und stellt die Frage, in wie weit in der Liebe das Geschlecht eine Rolle spielt?

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Nach „Les garçons et Guillaume, à table!“ von Guillaume Gallienne ist „The New Girlfriend“ der zweite französische Film in kurzer Zeit, der sich mit dem Thema Cross-Dressing und Transgender beschäftigt. Ozon hat das Thema wie Gallienne originell und bewegend behandelt.

Laura Varriale

Eine neue Freundin„, (aka „The New Girlfriend„/ OT: „Une Nouvelle Amie„), Regie: François Ozon, DarstellerInnen: Romain Duris, Anaïs Demoustier, Raphaël Personnaz, Kinostart: 26. März 2015, auf DVD ab 18. September 2015

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