„The Place Beyond the Pines“ von Derek Cianfrance
Plädoyer für die Kinderlosigkeit
Nein. Auch wenn der Trailer dies vermuten ließ, „The Place Beyond the Pines“ ist alles andere als ein „Drive 2“ mit Motorrad. Zugegeben, die Gemeinsamkeiten zwischen Nicolas Winding Refns lässigem Autothriller und Derek Cianfrances drittem Streich sind offensichtlich: Ryan Gosling spielt einen Eiswürfel pinkelnden Ganoven, der sich zwar wenig auf den guten alten Dialog, aber dafür umso besser auf fahrbare Untersätze versteht. Aber neben den proll-blond gefärbten Haaren des kanadischen Hollywoodstars unterscheidet vor allem ein anderer Fakt die beiden Filme: In „The Place Beyond the Pines“ ist Gosling nicht der, sondern nur ein Protagonist. Vielmehr geht es Cianfrance um das Verweben dreier Handlungsstränge.
Teil eins beschäftigt sich mit den ungeahnten Vaterfreuden des Motorad-Showmans Luke Glanton (Gosling), der seine Karriere als Zirkusattraktion gegen die eines Bankräubers eintauscht, um seine Familie zu finanzieren. Im zweiten Abschnitt darf der viel gelobte Bradley Cooper sich als ehrlicher Cop Avery Cross mit seinen korrupten Kollegen anlegen. Im letzten Filmdrittel springt Cianfrance in der Zeit und beleuchtet die Beziehung der Teenager Jason und AJ, der gleichaltrigen Söhne unserer Helden aus den beiden vorangegangenen Teilen.
Doch zurück zum Anfang. Da tut Ryan Gosling auf virtuose Weise das, was er am besten kann: cool sein, mit tiefsinnigen Blicken um sich werfen und Banken überfallen. Keine Ironie: Es ist ein Fest, Gosling in seiner Paraderolle zu genießen. Cianfrance zeigt sich großzügig und spendiert ihm ein wenig mehr Charaktereigenschaften als Winding Refn dem einsamen Cowboy aus „Drive„. Mit dem genialen australischen Charakterkopf Ben Mendelsohn und einer herrlich trashigen Eva Green bekommt Gosling zudem hochklassige Unterstützung.