„The Place Beyond the Pines“ von Derek Cianfrance


Den Motorad-Showman Luke Glanton (Gosling) überraschen ungeahnte Vaterfreuden.

Den Motorad-Showman Luke Glanton (Gosling) überraschen ungeahnte Vaterfreuden.

Ein guter Eindruck, den Bradley Cooper in den zweiten Abschnitt rettet. Der junge Vater und Streifenpolizist wird zwar als Held gefeiert, gerät jedoch bald in die Mitte unangenehmer Seilschaften. Selbst die korrupten Kollegen um den janusköpfigen Deluca (Ray Liotta) zu verpfeifen, erweist sich als schwieriges Unterfangen. Dass die Cannes-Kritiker den besten Bradley Cooper aller Zeiten gesehen haben wollen, dürfte zwar darauf zurückzuführen sein, dass sie ihn bisher nur aus der Hangover-Franchise kannten, doch tatsächlich: Auch in Teil zwei von „The Place Beyond the Pines“ kombiniert Cianfrance gute Schauspieler mit ambivalenten Charakteren und einer intensiven Story.

Leider ist der Film an diesem Punkt nicht zu Ende. Gerade, weil dem Regisseur die Charakterzeichnung zuvor durchaus gelungen war, reibt sich der Betrachter nun verwundert die Augen. Die beiden Teenager Jason (Dane DeHaan) und AJ sind so stereotyp, als ob sie der miesen High School-Komödie vom Nachbar-Set entlaufen wären. Lukes Sohn Jason ist ein unbeliebter Kiffer, der stets traurig guckt und eigentlich nur beliebt sein möchte. Logisch, sein leiblicher Vater war nie für ihn da. Noch schlimmer Averys Spross AJ: Weil sein Vater ihn zwar mit Geld, aber nicht mit Liebe überhäufte, entwickelte er sich zu einem pseudo-coolen Bully mit Schmalzhaaren und Gangsterrap-Attitüde. Hätten sich die beiden Protagonisten bloß nicht reproduziert…

Lieber Derek Ciancfrance, wir alle wissen, dass Teenies uncool und nervig sind, aber kannst du sie nicht wenigstens für deinen Film ernst nehmen? Es scheint, als wäre dem Filmemacher kurz vor Vollendung des Drehbuchs die Puste ausgegangen. Bei einem 140-Minuten-Marathon immerhin keine Schande, aber selbst die Story will plötzlich nicht mehr funktionieren, erscheint in ihren letzten Zügen unglaubwürdig, fast peinlich. So bleibt nach dem Genuss der ersten beiden Parts von „The Place Beyond the Pines“ ein fader Beigeschmack. Eine solide Idee, starke Darsteller und eine zu zwei Dritteln saubere Umsetzung werden von einem misslungenen Ende konterkariert. Vielleicht hätte sich Cianfrance doch auf einen cool schweigenden Ryan Gosling reduzieren sollen – das hat in „Drive“ ja auch funktioniert.

Peter Correll

The Place Beyond the Pines„,
Regie: Derek Cianfrance, Darsteller: Ryan Gosling, Bradley Cooper,
Kinostart: 20.06.2013

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