„Tomorrow is always too long“ von Phil Collins


Scherenschnittanimation als wichtiges Stilmittel in "Tomorrow is always too long" von Phil Collins. Foto: Rapid Eye Movie

Scherenschnittanimation als wichtiges Stilmittel in „Tomorrow is always too long“ von Phil Collins. Foto: Rapid Eye Movie

Konsum und Emoticons

Trainspotting“ wird 20, und Schottland scheint inzwischen völlig am Ende. Dort, wo in Danny Boyle’s Kultfilm noch die Illusion einer anderen Zukunft oder zumindest das Brennen nach einer anderen Zukunft spürbar wurde, ist in Phil Collins‘ (nein, nicht „In the Air Tonight„) „Tomorrow is always too long“ (GB, D, 2014) nur noch Brachland. Vom Verleih als „Stadtsymphonie“ im Genremix beworben, widmet sich der politische Filmemacher Phil Collins in seinem Langfilmdebüt der Stadt Glasgow.

Dabei verwendet er allerlei Stilmittel und Medien – dokumentarisch wirkendes Filmmaterial, Reality- und Latenight-TV, Musical und Animationsfilm reichen sich hier die Hand, um den Erzählstrang eines ganzen, möglichen Lebens zu bebildern. Beginnend bei der Geburt eines Kindes, lässt Collins keine Station aus: erst singt die Mutter, dann ein Kind in Schuluniform, später ein Jugendlicher im Knast, eine Frau jenseits der 60 beim Tanztee und schließlich ein alter, einsamer Mann.

Die Songs sind die Höhepunkte des jeweiligen biografischen Kapitels, das meist von Lethargie, Sehnsucht und Stagnation geprägt zu sein scheint. Möglichkeiten und Chancen sind einzig im jungen Familienglück fühlbar, irgendwo zwischen Geburt und Einschulung muss jede Perspektive abhandengekommen sein. Die grobe Scherenschnittanimation verstärkt den Eindruck: Vor dem Fernseher gammelnde Familien, Drogenrausch und Gang Bang im Park, immer wieder solitäre Figurensilhouetten hinter Fensterglas.

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