25. FilmFestival Cottbus: „Unser letzter Sommer“ von Michal Rogalski



Daraus ergibt sich auch, dass „Unser letzter Sommer“ keine Anstalten macht, eine Heldensage von mutigen Männern, die in den Krieg ziehen, zu erzählen.
Rogalski bemüht sich sichtlich darum, die Klischees des Zweite Weltkriegsfilms zu umschiffen, wird dieser Aufgabe aber nicht ganz gerecht. Viele Situationen sind für das Fortlaufen der Handlung zwar notwendig, erscheinen dem Zuschauer aufgrund des bestehenden Kanons internationaler Kriegsfilme aber abgedroschen und klischiert. Auch die Beziehungen der Protagonisten zueinander werden so subtil dargestellt, dass sich nicht die emotionale Nähe etablieren will, die der Stoff verdient hätte. Der multiperspektivische Ansatz trägt dazu bei, dass man keinem der Protagonisten nah genug kommt, um das gezeigte Leid selbst zu erfahren. Die Weiterentwicklung der Figuren wird vom Zuschauer antizipiert, aber nicht eingelöst und so verharrt der Film trotz der drastischen Geschehnisse in einer Art Stillstand.
Besonders der Protagonist Guido scheint hauptsächlich über seine Empfindsamkeit gezeichnet zu werden und erhält abgesehen davon zu wenige Charakteristika. Immer wieder ist er abseits seiner Truppe beim Tollen mit einem Welpen zu sehen, den seine Kameraden zum Jagdhund ausbilden wollen.
Dem Zuschauer wird eingebläut, dass es sich bei Guido nicht um einen nationalsozialistisch denkenden Soldaten, sondern bloß um einen Jungen handelt, mit dem sich der Zuschauer identifizieren kann und darf. Besonders in Bezug auf Guido scheint es immer wieder, als solle das Thema Antisemitismus ausgeklammert werden. Der Einfluss der faschistischen Erziehung auf das Denken der jungen Soldaten findet keine Erwähnung.
Am Ende gelingt es „Unser letzter Sommer“ nicht wirklich, die Zeit der Besetzung Polens um eine neue Perspektive zu ergänzen.

Emily Grunert

Unser letzter Sommer„, Regie: Michal Rogalski, DarstellerInnen: Jonas Nay, Filip Piotrowicz, Urszula Bogucka, Gerdy Zint, Kinostart: 22. Oktober 2015

Termin beim 25. FilmFestival Cottbus:
Mittwoch, 4. November um 21 Uhr im Obenkino

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