„Warschau 44“ & „Warschauer Aufstand“ von Jan Komasa


Die Doku "Powstanie Warszawskie" und der Spielfilm "Miasto 44" haben mit Jan Komasa denselben Regisseur und erzählen mit unterschiedlichen Mitteln dieselbe Geschichte – das Drama vom Warschauer Aufstand. Foto: filmPolska

Die Doku „Powstanie Warszawskie“ und der Spielfilm „Miasto 44“ haben mit Jan Komasa denselben Regisseur und erzählen mit unterschiedlichen Mitteln dieselbe Geschichte – das Drama vom Warschauer Aufstand. Foto: filmPolska

Realität und Fiktion

„Im Warschauer Aufstand haben doch die Juden im Ghetto gegen die Deutschen gekämpft oder?“ Kaum einer hierzulande weiß, dass es in Warschau zwei Aufstände gab, wenn überhaupt kennt man nur den Kampf der jüdischen Ghettobewohner gegen die deutsche Besatzung im Frühjahr 1943.Doch ein Jahr später gab es einen weiteren Aufstand, den sogenannten Warschauer Aufstand, im Sommer 1944. 63 Tage lang kämpften vor allem jugendliche Polen gegen die Nazis, am Ende wurde die Stadt dem Erdboden gleichgemacht.

Im Rahmen des Festivals filmPOLSKA hat das Berliner Publikum nun die Chance, sich mit zwei Filmen dem Thema zu nähern. Beide sind 2014 zum 70. Jahrestag des Aufstands in Polen in die Kinos gekommen und könnten unterschiedlicher kaum sein:
Warschau 44“ ist ein Spielfilm im Blockbuster-Format, Unsummen sind dafür ausgegeben worden, die Produktion hat acht Jahre gedauert. Erzählt wird die Geschichte aus Sicht eines jungen Mannes. Stefan genießt zusammen mit seinen Freunden den Sommer, geht schwimmen, tanzen, trinken. Die bereits über fünf Jahre lang andauernde deutsche Besatzung scheint kaum Einfluss auf das Leben der jungen Leute zu haben. Trotzdem wollen sie kämpfen, es den Deutschen zeigen, jetzt, wo die Sowjets kurz vor Warschau stehen und der Krieg damit sicher bald vorbei sein wird. „The underground is so much fun!“, verspricht ihm ein Freund.

Das Abenteuer kann beginnen. Der Warschauer Aufstand als eine Art Computerspiel: Actionreich, mit elektronischer Musik, Slow-Motion-Elementen, Sex & Rock’n’Roll. Aber: Der Warschauer Aufstand ist kein Kinderspiel, kein Abenteuer für Jugendliche, sondern die größte Katastrophe, die Warschau jemals erlebt hat. Und das wird mit ungeheuerlicher Brutalität gezeigt: Blut und Leichenteile fallen nach einem Bombenangriff wie Regen vom Himmel. Kinder werden von Bäumen geschossen wie Vögel, eine Granate entstellt das Gesicht eines Aufständischen. Dieser Film tut körperlich weh. Abscheu, Ekel, Wut machen sich breit.

Inmitten der Kämpfe sieht man immer wieder Fotografen, die den Aufstand für die Nachwelt festhalten. Ein Hinweis vielleicht auf den zweiten Film, der schlicht „Warschauer Aufstand“ heißt. Ein Dokumentarfilm, den es in dieser Art und Weise noch nie gegeben hat.

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