„Wintersonnenwende“ von Denise Ekale Kum (Jan17)
An jedem dritten Mittwoch im Monat können Filmemacher ihre Kurzfilme – ohne Anmeldung, ohne Vorauswahl, ohne Jury – beim Open Screening im Sputnik Kino Kreuzberg präsentieren und jeweils nach der Vorführung mit dem Publikum ins Gespräch kommen. Unerwünschte Inhalte können vom Publikum mit mehrheitlich gezogener roter Karte gestoppt werden. Das Ganze ist somit so etwas wie ein Filmfestival ohne Netz und doppelten Boden, bei dem ausschließlich Filmemacher und Publikum entscheiden, was gezeigt wird.
berliner-filmfestivals.de präsentiert euch einmal im Monat einen von den Veranstaltern ausgewählten Beitrag der letzen Open Screening-Ausgaben mit einem Interview. Bei uns erfahrt ihr mehr über die Macher der Filme und ihre Pläne. Nach „Käfer in Schachteln“ von Wojtek Skowron im November und dem Animationsfilm „Load“ von Niv Shpigel und Robert Moreno im Dezember, präsentieren wir euch im Januar als ersten Open Screening Kurzfilm des Jahres 2017 „Wintersonnenwende“ von Denise Ekale Kum.
Viel Vergnügen beim Interview mit Regisseurin Denise Ekale Kum und ihrem Kurzfilm…
Denise, worum geht es in deinem Film?
Denise Ekale Kum: In Wintersonnenwende geht es um Angst und um die Macht, die sie über einen ausüben kann. aber auch darum, daran zu erinnern, dass jede Angst zu bewältigen ist, wenn man bereit ist, sich ihr zu stellen.
Wie ist die Idee dazu entstanden?
Vor vielen Jahren, beim ersten Versuch ein Drehbuch zu schreiben, kam mir die Idee einer Kurzfilmreihe zu den Jahreszeiten. Die Idee zu Wintersonnenwende speziell entstand zu dem Zeitpunkt, als ich mich mit dem Gedanken beschäftigte, meinen Brotjob über Bord zu werfen und ohne Ausbildung oder nennenswerte Vorerfahrung eigene Filme zu realisieren. Diese Vorstellung war manchmal aufregend und elektrisierend, manchmal einfach nur unglaublich beängstigend. Um diese Angst zu bündeln und in etwas Positives umzuwandeln, schrieb ich jeden Tag auf dem Heimweg an einer Kurzgeschichte zum Thema Angst, die ich dann, als ich meinen Entschluss realisierte, in das Drehbuch zu diesem Film umwandelte.
Wie wurde gedreht?
Wir drehten einen halben Tag in der Wohnung des Kameramanns und zwei Tage in den Müggelbergen in Köpenick. Gedreht wurde in HD auf einer Sony F7. Die Eröffnungssequenz und die vielen Laufsequenzen benötigten die meiste Technik, um das Bild stabil zu halten. Wir hatten am Set einen Kran, ein Dolly, eine Steadycam und eine selbstgebaute Rikscha. Dank vieler Kooperationen mit lokalen Filmeinrichtungen und engagierten Mitstreitern mit eigener, teils selbstgebauter Technik, konnte wir uns diesen Anspruch auch ohne Budget leisten.
Wie war die Arbeit am Film?
Die Herstellung des Films war eine unglaubliche Berg und Talfahrt. Da es mein erstes Projekt war, begegnete mir jede Situation zum ersten Mal und ich musste schnell reagieren. Es ist eine enorme Herausforderung einen Film ohne Budget zu drehen, zudem hatte wir einen festen Drehtermin. Es gab wunderschöne Momenten an denen sich alles fügte und zerschmetternde, an denen alles auseinanderfiel. Da ich aber alles zum ersten Mal erlebte, konnte ich auch den härtesten Momenten etwas Positives abgewinnen, ich lernte jedes mal dazu. Was mir massiven Rückenwind gab, war das beeindruckende Engagement der Teammitglieder, die nach kurzer Zeit so von dem Film überzeugt waren, dass sie einen weit über den gewöhnlichen Rahmen reichenden Einsatz zeigten. Es war wirklich eine besonders schöne Zeit und ich bin jedem einzelnen sehr dankbar.