„Wo ist Rocky II?“ von Pierre Bismuth


Parallel zu den Ermittlungen engagiert Bismuth im Film Drehbuchautoren, die den Stoff um den vermissten Felsen für einen Spielfilm aufarbeiten sollen. Hier vermischt er endgültig Dokumentation und Fiktion. Der Film verschachtelt sich zusätzlich, denn immer wieder tauchen Szenen auf, die der Zuschauer erst nach einiger Zeit als gespielte Sequenzen des geplanten Spielfilmprojekts identifiziert.

Wo ist Rocky II?“ funktioniert abwechselnd als dokumentarisches Porträt eines Künstlers, nimmt den Zuschauer auf eine Schnitzeljagd durch die USA mit Abstecher nach London mit und hält einen als spannende Kriminalgeschichte in Atem. Darüber hinaus liest sich das Werk als Satire auf den zeitgenössischen Kunstmarkt mit seinen Tendenzen einzelne Persönlichkeiten und deren Arbeiten zu mystifizieren. Insbesondere zeitgenössische Kunst ist darauf angewiesen, da sich ihr Wert zu einem großen Teil aus der rhetorisch aufgebauten Legitimierung, Kontextualisierung etc. ergibt. Da Bismuth selbst der gesellschaftlichen Sphäre, die er beschreibt, angehört, schließt er sich zwangsläufig in die Kritik mit ein. Und genau diese unterschwellige (Selbst-)Ironie macht die Stärke des Films aus.

Bemerkenswert ist die Riege der ausschließlich männlichen Protagonisten, die alle ihre liebenswürdige, skurrile Seite haben und hervorragend besetzt wurden. Vom geduldig-zielstrebigen Privatdetektiv über die abgedrehten, Aufputschdrogen zugeneigten Drehbuchschreiber (D.V. DeVincentis, Anthony Peckham) bis hin zum opportunistischen entscheidenden Zeugen (offenbar alle sich selbst spielende Laie), alle wirken authentisch und runden den Film zu einem schlüssigen Ganzen ab.

Teresa Vena

Wo ist Rocky II?„, Regie: Pierre Bismuth, Darsteller: Robert Knepper, Milo Ventimiglia, Richard Edson, Barry O’Rourke, Tania Raymonde, Roger Guenveur Smith, Stephen Tobolowsky, D.V. DeVincentis, Anthony Peckham, u.a., Kinostart: 20. Oktober 2016

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