„Zu Ende ist alles erst am Schluss“ von Jean-Paul Rouve



Im Zentrum des Films steht das emotionale Verhältnis der Großmutter und ihres Enkels, das aber durch die Leichtigkeit, mit der die beiden miteinander umgehen, gelockert wird. „Zu Ende ist es erst am Schluss“ erinnert in seiner Machart an „Ziemlich beste Freunde“ und reiht sich ein, in die typischen Komödien des neuen französischen Films, bei der Gefühlvolles und Humor zu einem so genannten Wohlfühl-Film zusammenfinden. Immer wieder dreht sich alles um die Liebe und die Suche nach dem Glück.

Die Figur von Romain (Mathieu Spinosi), dem Enkel, rückt zu unrecht zu stark in den Vordergrund, ist seine Rolle doch eher flach. Er verkörpert den charmanten, intellektuellen Schönling auf der Suche nach der „Frau fürs Leben“. Weit interessanter ist die Rolle des Vaters Michel (Michel Blanc). Als ihm seine Frau mit der Scheidung droht, ist er endgültig verwirrt. Seine Angespanntheit führt wiederholt zu humorvollen Situationen, wenn er zum Beispiel seine Mutter mit dem Auto fürs Altersheim abholt und sich um eine äußerst fröhliche Stimmung bemüht. Er bietet mehrmals an, das Fenster zu öffnen, falls jemand warm habe, ihm mache es nichts, er sei warm angezogen, er legt leichte Musik ein und streicht als großen Vorzug des Heims heraus, dass gleich vor dem Eingang ein freier Parkplatz zur Verfügung stehe.

Gegenüber seiner Mutter plagt ihn ein schlechtes Gewissen, was seine Unsicherheit nicht verbessert. Im Altersheim legt er sich erst mit der Leiterin an, auf dem Polizeirevier mit einem Beamten, der ihn fragt, ob denn die vermisste Person volljährig sei. Michel droht zu platzen: Habe man das schon mal gesehen, dass eine Mutter jünger sei als ihr Sohn.

ZuEndeIstImmerErstAmSchluss_BFF_PlakatEin weiterer guter Einfall ist das „Tankstellenorakel“. Romain steht unschlüssig vor dem Süssigkeiten-Angebot an der Tankstellenkasse, da sagt der Kassierer: „Nehmen Sie Twix, da sind immer zwei drin.“ Es stellt sich heraus, dass der Mann auch über die anderen Dinge des Lebens Bescheid weiß und gibt dem jungen Mann den Rat, nicht mehr nach seiner großen Liebe zu suchen, denn die käme von selbst.

Ohne das Mitwirken von Michel Blanc wäre der Film zu eindimensional ausgefallen. Er ist sicherlich unterhaltsam, jedoch mit vielen Gemeinplätzen angefüllt. So kann Michels Frau Nathalie (Chantal Lauby, aus „Monsieur Claude„) ihren Mann nur damit wieder für sich interessieren, indem sie vorgibt, eine Affäre mit einem jüngeren Mann zu haben. Die Ausarbeitung der Vater-Figur oder von Romains Mitbewohner Karim (William Lebghil), der einen arabischstämmigen Möchtegern-Casanova spielt, hätten dem Film gut getan. Karim bemüht sich mit mäßigem Erfolg um eine Unzahl von Frauen. Die Dialoge mit ihm sind amüsant. Eine der besten Szenen des Films ist zweifelsohne die, in der Karim seine Großmutter besucht, die sich nicht mehr an ihn erinnert, von ihm aber in einen Laden mitgenommen wird, um einer Frau zu imponieren.

Jean-Paul Rouve ist bisher mehr als Schauspieler denn als Regisseur tätig gewesen und als hervorragender Charakterdarsteller aufgefallen. In „Zu Ende ist alles erst am Schluss“ spielt er den etwas schrulligen Besitzer eines Pariser Hotels, bei dem Romain als Nachtportier eingestellt ist. In guter Erinnerung bleibt sein Auftritt in dem Film „Zwei ungleiche Freunde“ (2005, „Je préfère qu’on reste amis…„), in dem er an der Seite von Gérard Depardieu einen verschüchterten, verklemmten Junggesellen spielt. Sinn für Komik ist Rouve auf jeden Fall gegeben. Genau wie Sinn für Musik, der im Film mit der Auswahl von mehreren leicht ironischen Chansons zum Tragen kommt.

Teresa Vena

Zu Ende ist alles erst am Schluss„, Regie: Jean-Paul Rouve, Darsteller: Michel Blanc, Annie Cordy, Mathieu Spinosi, Chantal Lauby, William Lebghil, Audrey Lamy, Kinostart: 26. März 2015

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