Jüdisches Filmfestival Berlin & Potsdam
Netalie Brauns „The Hangman“ ist das Portrait eines traumatisierten Mannes, der in jungen Jahren über das Leben Adolf Eichmanns zu richten hatte. Der Mann, der auf Befehl mit den eigenen Händen vernichten musste, und den das Töten nachhaltig beeindruckte, unterwarf sich fortan demütig dem Glauben. Brauns Dokumentation ist ein berührendes Drama über den Umgang mit Konflikten und die Bewältigung einer seelischen Erschütterung. Patrick McGradys „Wagner and Me“ zeigt den britischen Schauspieler Stephen Fry in seiner ungebrochenen Verehrung für das Musikgenie Richard Wagner. Schon mit 11 Jahren verfiel der Schauspieler Wagners Tannhäuser Overtüre. Doch für den demütigen Schwärmer mit jüdischen Wurzeln ist die Leidenschaft eine Zerreißprobe, muss er sich doch für seine Liebe immer wieder rechtfertigen, da neben ihm das Ungeheuer des 20. Jahrhunderts steht, der andere Wagnerverehrer, Hitler. Stephen Frys ehrliche Ergebenheit und Verbeugung vor dem Genie des Musikers, trotz sämtlicher persönlicher Dilemmas, ist eine tief berührende Begegnung mit einem Mann, der an die Kraft der Musik glaubt und der nicht bereit ist ein Genie zu opfern, weil es von Nazis beschmutzt wurde. Musik kann man nicht beflecken. (Gala Hans Otto Theater 22. Mai, 19 Uhr in Anwesenheit des Regisseurs)
Neben Patrick McGrady werden auch die Regisseure Ari Davidovich („My Champion„), Netalie Braun („The Hangman„), Erik Greenberg („The Klezmatics: On Holy Ground„) und Dan Wolman („Gei Oni, Spoken with Love„), bekannt u.a. für seine Filme „Eis am Stiel 5“ und 6, in Potsdam und Berlin als Gäste erwartet. Außer den Spielfilmen und Dokumentation sind weitere Folgen der schwarz-humorigen, israelischen TV-Serie „Arab Labor“ im Programm zu sehen und in Anwesenheit des Drehbuchschreibers Uzi Weil werden zwei Episoden der israelischen Version der englischen TV-Sitcom „The Office“ gezeigt.
Jüdisches Filmfestival Berlin & Potsdam, 18. bis 31. Mai, Filmmuseum Potsdam, Kino Arsenal, www.jffb.de
Text: SuT