„The Red Chapel“ in der Komischen Filmnacht


Filmszene: "The Red Chapel"

Filmszene: "The Red Chapel"

„Ist dies schon Tollheit, hat es doch Methode.“

Inkognito zu reisen, birgt ein gewisses Gefahrenpotenzial. Besonders dann, wenn die Reise in ein Land geht, welches im Ranking der sympathischsten Domizile weltweit nicht unbedingt auf den forderen Plätzen rangiert. Nordkorea, das restriktivste politische System der Gegenwart (mit einem Militärapparat, der seines Gleichen sucht), ist dennoch Reiseziel des unlustigen Duos „The Red Chapel“ (benannt nach „Die rote Kapelle“, eine deutsche Widerstandgruppe gegen das NS-Regime) und ihrem ganz persönlichen Leader Mads Brügger.

Die Mission: Ein Journalist ohne Skrupel, ein Spastiker und ein Comedian wollen das Lächeln in einem offenkundigen Regime herausfordern. Unter dem Vorwand, als launige, folkloristische Theatertruppe „The Red Chapel“ einzureisen, erhalten die Drei die Erlaubnis eines Aufenthalts in Nordkorea. Jacob Nossell und Simon Jul Jørgensen, beide als Kinder aus Südkorea adoptiert und in Europa aufgewachsen, wollen nach eigener Aussage ihre koreanischen Wurzeln aufspüren. Eine willkommene Promo-Aktion für die Demokratische Volksrepublik, die sich eine subtile Publicity mithilfe der drei dänischen Gäste verspricht. Insbesondere für den körperlich behinderten Nossell bekommt der Trip eine zusätzliche Färbung: Um den Reigen an glücklichen Gesichtern und gesunden Körpern nicht zu trüben, werden in Nordkorea behinderte Kinder aussortiert, umgebracht oder an geheime Orte verschleppt. Momente, in denen Nossell nach anderen Spastikern fragt, verlaufen im Nichts, verhallen gar eisig hinter einem immer währenden Lächeln. Dass Nossell in Nordkorea nicht alt geworden wäre, dient Mads Brügger in der hiesigen Versuchsanordnung jedoch als Vorteil: Wenn Nossell Englisch spricht, ist er schwer zu verstehen. Wechselt er aber ins Dänische, ist die Informationsübertragung zwischen Kommunikator und (ungewolltem) Empfänger unmöglich. Ergebnis: Die Wahrung einer minimalen Intimssphäre und das Herbeiführen unglaublich komisch-grotesker Situation, obgleich diese unter skeptischer Beobachtung stattfinden.

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