Festivalbericht: 17. Jüdisches Filmfestival Berlin und Potsdam


Filmszene: "Eichmanns Ende"

Filmszene: "Eichmanns Ende"

Der Film, der in knappen Szenen versucht die letzten Tage Eichmanns bis zu seiner Entführung durch den Mossad nachzuzeichnen, ist jedoch eine fade, banale, oberflächliche Skizze und oft nur blasse Staffage. Bis auf die beiden Hauptdarsteller, gespielt von Ulrich Tukur und Herbert Knaup, bleiben sämtliche Charaktere hölzern, unglaubwürdig und ohne jede Tiefe. Es ist ärgerlich, dass derartig lieblos und nachlässig umgesetzte Filme allein ihrer politisch korrekten Geschichte wegen gefördert werden und so ins Kino gelangen. Ein anderes Beispiel für die historische Aufarbeitung ist Regisseur Dan Wolman. Der in den 80ern für die Verfilmung des 5. Teils der Teenagerkomödie „Eis am Stiel“ bekannte Israeli, zeigte seinen neuen Film „Gei Oni„. Das Drama, das von der ersten Einwanderungswelle jüdischer Siedler in Palästina erzählt, gewann den vom Festival vergebenen Gerhard Klein Filmpreis 2011 für den besten israelischen Film. „Gei Oni“ hatte sich allein gegen 10 ebenfalls aus Israel stammende Produktionen durchzusetzen. Die Konkurrenz bestand aus den genannten TV-Serien und einigen Dokumentationen, die handwerklich nur wenig an das Können des etablierten Regisseurs heranreichten. Trotzdem gehört Wolmans Film nicht zu den herausragendsten oder innovativsten des Festivals und wirkt mit seiner teilweise übertrieben inszenierten Betulichkeit mitunter etwas einfältig und anspruchslos. Das eigentlich Besondere am Film ist Dan Wolmans Kampf gegen die „Verleiher-Tycoons„, wie er sie nennt. Bis auf United King wollte ursprünglich kein Verleih den Film vertreiben, und deren Vertragsbedingungen waren so miserabel, dass sich Wolman entschloss ihnen die Stirn zu bieten und den Film selbst zu verleihen, mit großem Erfolg. Er wurde zum modernen Robin Hood, der den Mächtigen wirkungsvoll trotzte.

Filmszene: "Gei Oni"

Filmszene: "Gei Oni"

Gerhard Klein Filmpreise

Den Preis für den besten deutschen Dokumentarfilm mit jüdischer Thematik erhielt Britta Wauers Doku „Im Himmel, unter der Erde: Der jüdische Friedhof Weißensee„. Das Publikum wählte am Ende Shlomi Eldars lebensnahe Dokumentation „Prescious Life“ zum besten Film im Programm. Um einem todkranken palästinensischen Jungen zu retten, müssen Israelis und Palästinenser kompromisslos miteinander kooperieren. Der Fernsehjournalist mit irakisch-jüdischen Wurzeln, Shlomi Eldar will vermitteln und Gutes säen, um Gutes zu ernten. Doch so einfach lassen sich alte Wunden und Konflikte nicht wegwischen. Das bewegende Portrait über das kraftverzehrende Leben am und im Gazastreifen ist ein beeindruckender Beleg für die massive Sprachlosigkeit und die tiefsitzenden Vorurteilen zwischen den beiden Völkern im Nahen Osten. Mit diesem herausragenden Zeitdokument beendete das Festival seine Filmtage. Es bleibt zu hoffen, dass einige der gezeigten Filme es auch in die deutschen Kinos oder zumindest ins deutsche Fernsehen schaffen.

Text: SuT

Zu Interview mit dem „Gerhard Klein Preis“- Gewinner und Regisseur von „Gei Oni“ Dan Wolman.

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