„Des Jours Plus Belles Que La Nuit“ von Jennifer Lyon Bell


Nun bietet sich gerade aufgrund der Kameraführung ein weiteres Genre an: die Dokumentation. Hier wird in erster Linie Vertrautheit und Innigkeit festgehalten und damit ein Kontrapunkt zum „traditionellen“ Porno gesetzt, der sich in seinem Habitus enthusiastisch und direkt gibt. Jedoch würde das wesentlich besser funktionieren, wenn die beiden Akteure ein Gespräch und sei es noch so lose, führen würden. Aber so ist der Zuschauer der reinen Zärtlichkeit ausgesetzt. Das wirkt weder stimulierend noch ist es dramaturgisch interessant oder spannend. Selbst unter einem feministischen Ansatz, den Jennifer Bell nach eigenen Angaben voraussetzt, bleibt das Warum unbeantwortet. Ein Porno soll keinen realistischen Sex zeigen. Ein Superheldencomic zeigt ja auch nicht die realistische Arbeit eines Polizisten oder Soldaten. Der Porno ist eine Unterhaltung fast ohne Inhalt, der als einzige dramaturgische Stütze die physische Leistungsfähigkeit seiner Akteure besitzt. Je durchtrainierter und leistungsfähiger diese sind, desto eher kann der Zuschauer einen Film am Stück verfolgen. Ein Subtext lässt sich hier also nur durch Bewegungsmuster einbinden. Das ist kompliziert und höchst undankbar, denn der Film bleibt ja dennoch ein Porno. Jennifer Lyon Bell bietet uns behutsames Vorgehen an. Das ist vom Ansatz her gut gemeint, denn das öffentliche Leben minimiert im Zeitraffer die Sphäre des Privaten, doch die Umsetzung lässt zu wünschen übrig.

Joris J.

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