6. Pornfilmfestival im Moviemento

Kreuz und Quer


Auf der Suche nach Sperma

Die queere, feministische Revolution mitsamt Pro-Sex, Post-Porn, der Sex-Positiv-Bewegung und ihren Vertreterinnen ist Inhalt von „Mutantes (Punk Porn Feminism)“ (Virginie Despentes, Frankreich 2009), einem expliziten und provozierenden Dokument.  „Çürük: The Pink Report“ (Ulrike Böhnisch, Deutschland 2010) klärt über die erschreckende Situation türkischer Schwuler in der Türkei auf, während „Bottom X“ (Todd Verow, USA 2011) mit BBcunt auf nächtliche Entdeckungsreisen durch New York und dessen Suche nach Sperma geht. Eine intimer Bericht erwartet den Zuschauer ebenso in „Run, Run, It’s Him“ (Matthew Pollack, Kanada 2010): Matthew Pollack, Regisseur und Protagonist dieses autobiografischen Dokumentarfilms, entschließt sich, die Geschichten seiner im Teenageralter begründeten Porno-Sucht und die seiner zahlreichen gescheiterten Beziehungen zusammenzuführen. Zu einem tabulosen – und überraschenden – Seelenstriptease gerät der Film schließlich, wenn er seinen Exfreundinnen seine intimsten Fantasien anhand seiner liebsten Pornoszenen vorführt. Im Abschlussfilm „The Orgasm Diaries“ (Ashley Horner, Großbritannien 2010) wird es hingegen äußerst romantisch…

Filmszene: "Blind Love"

Filmszene: "Blind Love"

Leicht kann man sich verlieren, zwischen erotischen Kurzfilmen (Fun Porn, Fetish Porn, Gay Porn, Female Porn und Art Porn), dem Spezial-Programm „Filmmaker In Focus“ (mit Travis Matthews, dessen Kurzfilm „I Want Your Love“ absolut sehenswert ist, Tristan Taormino und das Künstlerkollektiv Inside Flesh), japanischem Pink-Kino („Blind Love„), nostalgischen Porno-Rückblenden aus den Niederlanden („Willem van Batenburg  & Diana de Koning„, „’N Schot in de Roos„). Und nicht zu vergessen das Rahmenprogramm: Spannende Diskussionen über den neuen lesbischen Film unter dem Titel „Coming Mainstream?„,  Workshops rund um japanisches Bondage und feministische Pornografie mit Jennifer Lyon Bell, „Anal Pleasure“  bildlich referiert von Tristan Taormino  und „Everytime We Fist, We Win“ von Judy Minx und Dürtal. Gezeigt werden außerdem Filme, die bereits auf der Berlinale 2011 („The Advocate For Fagdom„, Angélique Bosio, Frankreich 2011), „Die Jungs vom Bahnhof Zoo“ (Rosa von Praunheim, Deutschland 2011)) zu sehen waren, ebenso wie „Gandu“ (Kaushik Mukherjee, Indien 2010) und „Madame X“ (Lucky Kuswandi, Indien 2010) – zwei Bekannte der Asian Hot Shots 2011. Nachlesen auf der erst kürzlich online gegangenen Website lohnt sich in jedem Fall. Der Besuch des Pornfilmfestivals sowieso.

Carolin Weidner

6. Pornfilmfestival, 26. bis 30 Oktober, Kino Moviemento, www.pornfilmfestivalberlin.de

Claus Matthes

FESTIVALMACHER CLAUS MATTHES IM PORTRÄT

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