Festivalbericht: Filmfest Eberswalde 2011


Filmszene: "Kampf der Königinnen"

Filmszene: "Kampf der Königinnen"

Preisträger als Seriensieger

Trotz der heiteren Vorführung und des anregenden Publikumsgesprächs musste sich auch „Henners Traum“ am Ende im Kampf um den Festival-Hauptpreis, das „e“ im Internationalen Wettbewerb Dokumentarfilm, einem in Eberswalde gut bekannten geschlagen geben: Die Jury entschied sich für Nicolas Steiner, der im Vorjahr mit der Satire „Ich bin’s Helmut“ schon den Preis für den besten Kurzspielfilm gewann. (Hier unser festivalbericht vom letzten Jahr) Er siegte mit seinem Film „Kampf der Königinnen“ (Kritik von Lida Bach bei kino-zeit.de), was den Regisseur, der in diesem Jahr als Juror im Kurzfilmwettbewerb beim Festival zu Gast, sichtlich überraschte. Während die Juroren in der Laudatio zu seinem Beitrag über traditionelle Kuhkämpfe in der Schweiz ob „spielerischer Leichtigkeit seiner Erzählweise, der schwerelosen Kameraführung“ und der „Dichte und dem Schwung der kunstvollen Montage von Klängen und Musik“ ausführlich lobten, lauschte er gerührt und beinahe andächtig. Ein würdiger, sympathischer Sieger eines starken, inhaltlich klar umrissenen Wettbewerbs, der sich artig „für den Mut bedankte“ seinen Film auszuzeichnen und freudig überlegte, in Eberswalde, seinem Heimatfestival vielleicht „eine zweite Wohnung zu nehmen„…

Preise vergaben Juroren und Publikum an diesem Abend auch in den anderen Kategorien: So sicherte sich Steiners Landsmann Gaël Métroz mit „Nomad´s Land – Sur les Traces de Nicolas Bouvier“ den Publikumspreis. Im Bereich Kurzspielfilm/Animation entschieden sich die Besucher für den ergreifenden, bei diversen Festivals dekorierten, spanischen Beitrag „Algo queda“ von Ana Lorenz, der anhand einer Mutter-Tochter-Geschichte die Krankheit Alzheimer thematisiert und aufzeigt, wie sich die Rollen der beiden Frauen im Lauf ihres Lebens umkehren. Die jeweiligen Juroren votierten in der Kategorie Animationsfilm für „Ámár“ von Isabel Herguera (ebenfalls aus Spanien) und für den finnischen Beitrag „Vikko Ennen Vappua“ von Hamy Ramezan, der „eine universelle Geschichte von Verantwortung und Erwachsenwerden genau erzählt, mit grosser Wärme, aber ohne Sentimentalität“, wie sie in der Laudatio begründeten. Ein überaus gelungener, rauer Spielfilm in der Tradition eines Ken Loach.

Die „Provinziale“, wie sich das Filmfestival auch in seiner achten Ausgabe betitelt, ist ein mehr als bemerkenswertes kulturelles Ereignis für die Stadt, aber auch für Brandenburg und die gesamte Berliner Filmregion. Ein Ort, „um Dinge zu entdecken, die ich vorher anders sah„, wie Festival-Direktorin Vivien Zippel anmerkte oder wie es ihr Kollege Andres formulierte: „Zur Provinz gehört sich Zeit zu nehmen und es auszuhalten.“ Die Programm-Kommissionen kuratieren äußerst sorgfältig und punktgenau spannende Wettbewerbs- und Sonder-Programme aus den Unmengen an eingereichten Filmen (fast 900 in diesem Jahr). Die Besonderheit dabei ist der glasklar definierte Fokus auf die eigene Lebenswelt der Eberswalder, die natürlich nicht nur aus den sinnbildlich grasenden Schafen des Trailers besteht. Das hat das Festival eindrücklich gezeigt.

Denis Demmerle

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