Interview mit den Alfilm-Machern

"Arabischer Frühling" im Herbst


Einige ältere Filme sind aber bis heute erhalten geblieben und haben es ins Programm geschafft. Darunter auch ein Film aus den späten 30er Jahren, den Sie in der Sektion Fokus 11 zeigen, die sich dem arabischen Humor widmet. Der Hauptstadtkultur- fonds unterstützt diesen Fokus mit insgesamt 54.000 Euro.
Romdhane: Ja, der Hauptstadtkulturfonds war begeistert von unserem Fokus in diesem Jahr. Wir hatten uns einfach vorgenommen, mal nicht in die üblichen und erwartbaren Richtungen, wie die ernsten Themen zu Palästina und Migration zu gehen, sondern wollten als Festival die Vielfalt des arabischen Filmes zeigen. Wir kamen dann auf die vielen arabischen Komödien und mussten feststellen, dass auch heute noch viel gelacht wird.

Gibt es etwas, was typisch für den arabischen Humor ist? Ist das nicht individuell von Land zu Land unterschiedlich?
Abdelnour: Ich wurde das schon gefragt, aber ich habe darauf ehrlich gesagt keine richtige Antwort.
Romdhane:  Ich glaube, dass der Galgenhumor typisch ist. Dieses sich selbst nicht so ernst nehmen. Meine Familie stammt ursprünglich aus Hebron und über die Einwohner Hebrons gibt es eine sehr lebendige Witzkultur, die vergleichbar mit den Ostfriesenwitzen hier in Deutschland ist.

Dann möchte ich gern zum Abschluss einen Witz.
Abdelnour Ein junger Mann sitzt in Hebron mit seiner Mutter in der Küche. Beide beschweren sich darüber, dass man sich so viele Witze über die Hebroner erzählt, denn sie seien doch nun wirklich nicht dumm. Darauf der Sohn: „Natürlich sind wir nicht dumm. Wir sind schlau!“ Wie zur Bestätigung seiner Worte klopft er bei seinen Worten dreimal mit der Faust auf den Tisch. Der Sohn erschrickt dabei und sagt: „Mutter, da ist jemand an der Tür!“ Darauf die Mutter: „Bleib sitzen mein Sohn, ich schau mal, wer das ist.“ Von diesen Witzen gibt es unzählige, natürlich auch Minderheitenwitze oder politische Witze oder Witze in denen Klischees oder Vorurteile vorgeführt werden wie in dem Kurzfilm „Ecce Hommos“ von Claude El Khal.

Das Gespräch führte SuT.

Alfilm – Arab Filmfestival Berlin, 2. bis 10. November, diverse Orte, www.alfilm.de

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