Quo Vadis Deutsches Kino?

Quo Vadis Deutsches Kino?


Martin Hagemann, Rüdiger Suchsland

Martin Hagemann, Rüdiger Suchsland

Dass das System der Filmförderungsanstalt FFA auf dem Prüfstand steht, darüber sind sich die Podiumsteilnehmer also einig. Doch welche Gegenvorschläge gibt es? Hagemann schwebt eine Art Grundeinkommen für Filmschaffende vor, die nach dem Vorbild der DFFF (Deutscher Filmförderfonds) funktioniere. Eine Förderung, von der Filmschaffende wissen, dass sie garantiert eintrifft, solange man alle Kriterien erfüllt. Außerdem schlägt er bei der Vergabe von Mitteln eine klare Trennung zwischen wirtschaftlichen und kulturellen Kriterien vor. So würden sich Kunstfilm und Blockbuster nicht mehr länger in die Quere kommen, und gegenseitig behaupten müssen, der andere zu sein, nur um möglichst auf allen Hochzeiten der unberechenbaren Vergabezuständigen tanzen zu müssen. Ob so eine Trennung von Kunst und Kommerz tatsächlich nötig ist und vor allem der realen Kinolandschaft entspricht, sei dahingestellt.

Dass unabhängiges Kino und damit auch das Programm- bzw. Arthousekino von der deutschen Kulturpolitik eher stiefmütterlich behandelt wird, macht Suchsland mit einem eingängigen Beispiel deutlich: So würde jedes Theater, jedes Opernhaus des Landes automatisch vom Bund bezuschusst, die Kinos hingegen müssten sich komplett alleine tragen, was im Zweifelsfall bedeutet, dass so traditionsreiche kulturelle Einrichtungen wie „Die Kurbel“ in der Charlottenburger Giesebrechtstrasse nun nach einem langen Überlebenskampf vor dem Aus stehen. Einen eindeutigen Appell an die Politik – da sind sich wieder einmal alle Podiumsteilnehmer einig – müsse es geben, sich mehr um die Kinos zu kümmern. Gerade jetzt, wo die insgesamt 380 Arthouse-Kinos in Deutschland im Zuge der Digitalisierung eine weitere finanzielle Last aufgetragen bekämen, die sie kaum alleine schultern könnten. Überhaupt, das größte Problem seien doch immer wieder die unberechenbaren Zuschauer. Keiner weiß wirklich wie sie ticken, läuft ihnen der eine Film zu lang im Kino, bemängeln wieder andere, der Vorführzeitraum wäre insgesamt zu kurz. Neunzerling stellt ein innovatives System vor, was in anderen Ländern bereits Erfolg hat: Das Publikum kann in einem bestimmten Zeitraum online bei seinem Programmkino einfach selbst abstimmen, welchen Film es wann sehen möchte. So laufen die Kinos nicht Gefahr, völlig am Geschmack ihres Publikums vorbei zu leben und könnten wesentlich wirtschaftlicher planen.

Hanns-Georg Rodek

Hanns-Georg Rodek

Zum Abschluss der Diskussion warf ein Zuhörer die Podiumsteilnehmer mit einer scheinbar naiven Frage wieder auf Null zurück: „Was ist überhaupt ein guter Film?„. Vor dem Hintergrund der Veranstaltung „Quo vadis Deutsches Kino?“ stehen die Teilnehmer vielleicht wirklich vor der Frage, welche Art von Kino denn hier eigentlich gemeint sei. Denn wer entscheidet, was Kunst, was Kommerz, was Film und was Fernsehen ist und auf Grundlage dessen, welcher Film eine Förderung benötigt und welcher nicht? Eine streitbares Thema, dass auch an diesem Abend viele Fragen offen ließ – immerhin, einige Lösungsvorschläge wurden vorgestellt.

Text: Cosima M. Grohmann

Weiterlesen:  „Cinema Moralia“ von Rüdiger Suchsland; Alle sieben Thesen unter www.zoommedienfabrik.de

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