Gary Oldman über seinen neuen Film „Dame, König, As, Spion“

"Wir lieben es, Preise zu verleihen"


Gary Oldman: "Für mich ist Smiley wie eine alte, weise Eule"

Gary Oldman: "Für mich ist Smiley wie eine alte, weise Eule"

Haben Sie eine Wahrheit gefunden?
Wahrscheinlich nicht. Man nähert sich Taktweise, Szene für Szene. Aber auch das hängt vom Material ab. Vieles ist Fantasie. Niemand benimmt sich wirklich so. Es ist ein Cartoon.

Wenn Sie Ihren George Smiley mit dem bekannten Super-Agenten Bond vergleichen, wer ist der authentischere Spion?
Die Bond-Filme bewegten sich mit Roger Moore immer weiter von dem weg, was Ian Fleming im Kopf hatte. Vielleicht ist Daniel Craig ein Bond, der sich Fleming annähert. Ein dunkler, vielschichtiger Charakter. Obwohl ich gerne Bond-Filme sehe, habe ich sie nie wirklich verstanden. Ein Spion, der sich jedem vorstellt? Ein Typ, der im Anzug aus seinem Aston Martin steigt, den jeder als Spion kennt. Smiley verschwindet. Auf der Straße würde sich niemand nach ihm umdrehen.

Viele Ihrer großen Rollen interpretierten Sie sehr physisch, was dem genauen Gegenteil von Smiley entspricht. War das eine besondere Herausforderung für Sie?
Nein. Der Text ist das alles entscheidende. Als Schauspieler surfst du auf deinem Buch. Ohne gutes Buch musst du zu hart arbeiten. In einer Szene mit Ricki Tarr, der nervös schwitzt – und den Smiley für einen ziemlichen Idioten hält, agiert Smiley wie der große Schachspieler, der er ist. Er ist es gewohnt, häufig die intelligenteste Person im Raum zu sein. Meine Aufgabe ist es, einfach in den Raum zu kommen und auf einem Stuhl Platz zu nehmen. [Oldmann rückt seinen Stuhl leicht nach hinten, lehnt sich zurück, hält inne und beobachtet schweigend für einige Sekunden seine Umwelt. Eine Kostprobe seiner Smiley-Performance.] Ich sitze nur da und höre diesem Idioten zu. Dabei sehe ich ziemlich gut aus. Auch ohne die Wände hoch zu gehen. Es war unheimlich befreiend, in solch minimalistischer Weise agieren zu dürfen.

Ihre Figur redet in den ersten Szenen kein Wort…
In den ersten zwanzig Minuten! Das ist das Werk von Regisseur Tomas Alfredson. Er wollte eine Person, die nicht spricht. Personen, die nicht sprechen, faszinieren. Für mich ist Smiley wie eine alte, weise Eule. Er hat große Augen, die alles sehen – und er hört alles. In einer Szene zu Beginn schaue ich fern, es klopft an der Tür und ich drehe nur meinen Kopf, während der Rest des Körpers verharrt. Genau wie bei einer Eule.

Warum waren Sie so lange nicht mehr in einer Hauptrolle zu sehen und nur in Nebenrollen der großen Lizenzverwerter wie Batman und Harry Potter?
Ich musste als allein erziehender Vater zehn Jahre lang zwei Kinder erziehen. Ich wollte einfach ein Vater sein, der nicht ständig weg ist. Das war mein großes Projekt. Batman und Potter ermöglichten mir das. Ich musste nicht für vier, fünf Monate um die Welt fliegen. „Dame, König, As, Spion“ war möglich, weil sie mittlerweile älter sind.

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