Mutantenkino-Macher Flux im Gespräch

Das Unerwartete erwarten


    "Nennen Sie mich Snake": Kurt Russell in Carpenters Kultfilm "Escape from New York"

"Nennen Sie mich Snake": Kurt Russell in Carpenters Kultfilm "Escape from New York"

Warum hast du für das kommende Screening John Carpenter ausgewählt? Einen modernen Horror- und Endzeitfilmfan holen diese Filme ja vermutlich nicht mehr hinterm Ofen vor, gerade in Zeiten von CGI und modernen Special Effects.
Der Vorschlag, eine John-Carpenter-Nacht zu machen, kam eigentlich von Filmrausch. Ich selbst hatte Carpenter ursprünglich erst einmal nicht für eine post/-apokalyptische Filmreihe in Erwägung gezogen, aber nachdem ich mir darüber Gedanken gemacht und wir darüber geredet haben, machte es durchaus Sinn, da Carpenter gerade in den drei ausgewählten Filmen Themen aufgreift, die für gesellschaftlichen Verfall und Endzeitängste relevant sind. Sei es willkürliche Gewalt und Überlebenskampf in der Anarchie oder die Ohnmacht staatlicher Gewaltmonopole gegenüber anarchischen Gangs in „Assault on Precinct 13„, was auch in überspitzter, fast comicartiger Form in „Escape from New York“ wieder aufgegriffen wird. Oder die völlige Isolation in der Einöde des ewigen antarktischen Eises und der Kampf gegen einen unbekannten, unberechenbaren Feind in „The Thing“. Deswegen zeigen wir die Filme auch nicht einfach nur, sondern geben vorher eine kurze, kritische Einführung.

Auf deiner Hompage steht: „Alles irdische Leben ist auf das Ende der Welt gerichtet.“ Und weiter: „Wir leben im ständigen Angesicht der Apokalypse und sehnen uns regelrecht nach dem großen Finale.“ Wann wird das Ende der Welt deiner Meinung nach eintreten und wie sollten wir mit diesem Schicksal umgehen?
Ich glaube, die Tradition der ständigen Heraufbeschwörung des Weltuntergangs wird wie in den letzten Jahrhunderten auch in der Zukunft weiter fortgeführt und das erwartete Spektakel wie bisher dann trotzdem nicht eintreten. Das Schöne daran ist ja, dass es einen dazu anspornt, bewusster im Jetzt zu leben und das Leben zu genießen! Andererseits macht es uns bewusst, wie abhängig wir doch heute von einer funktionierenden Gesellschaft und Infrastruktur sind – denn was passiert, wenn es keinen Strom, kein Internet, keine Polizei mehr gibt? Solche Szenarien will Mutantenkino zeigen. Ich glaube, dass falls die Welt tatsächlich irgendwann untergehen sollte, wird es völlig unerwartet passieren, ganz unspektakulär und ohne großen Knall. Vielleicht morgen schon?

Das spornt auf jeden Fall an, seine To-Do-Liste zügig abzuarbeiten, bevor es zu spät ist. Mal rein hypothetisch gefragt: Wenn du für einen Tag ein berühmter Mutant/Zombie/Slashertyp sein könntest: Wer wäre das und was würdest du tun?
Schwierige Frage! Mit Mutanten und Zombies kann ich mich schlecht identifizieren. Ich glaube, am liebsten wäre ich so wie der „Stalker“ im gleichnamigen Film von Tarkovski, der alleine als romantischer Entdecker durchs Ödland streift und sich mit der Welt arrangiert. Falls es Hart auf Hart kommt und man sich tatsächlich mit Mutanten herumplagen müsste, ist mein großes Vorbild Chalton Heston in „The Omega Man„. Doch leider ist es wohl realistischer, dass man bei einer Zombieinvasion eher selbst zu einem Zombie mutiert, als auf der Seite der bis zu den Zähnen bewaffneten Helden zu landen. Um dem pädagogisch entgegenzuwirken, sollte man sich Mutantenkino ansehen!

Und zum Schluss: Was für Mutantenfilmreihen sind noch geplant? Wie sieht die Zukunft des Projekts aus? Oder plant man sowas gar nicht, wenn doch jeder Tag der letzte sein könnte?
Für die kommenden Monate gibt es unzählige Ideen, von denen ich nicht zu viel verraten möchte. Bald gibt es wahrscheinlich auch ein Machinima-Spezial mit apokalyptischen Kurzfilmen, die in virtuellen Game-Engine-Endzeitwelten spielen. Es wird auf jeden Fall spannend!

Die Fragen stellte Alina Impe

Mutantenkino, 19. Mai, 19 Uhr, Filmrauschpalast Moabit, www.mutanten.org

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