Fußball ist Pop


In "Vorsicht Fußball" wird die Öffentlichkeit wird zum Fußballplatz

In "Vorsicht Fussball" wird die Öffentlichkeit zum Fußballplatz.

Kleinster gemeinsamer Nenner

Eine Entwicklung, die Fußball und großes Business verquickte war schon auf den Weg gebracht. Fans wurden zu Kunden, Spieler zu Werbefiguren, in den Stadien verschwanden mehr und mehr Stehplätze, während VIP-Logen Einzug hielten und auf das Privat-Fernsehen Pay-TV und Public Viewings in Deutschland-Maskerade folgten. Alle rissen sich um den Sport, hübschten ihn auf und am Ende dieser Metamorphose stand ein klassenfreier Sport, den jung und alt, dumm und klug, arm und reich, hübsch und hässlich miteinander teilen. Für 90 Minuten verschwimmt wenn schon nicht alles, was im Alltag trennt, so doch vieles. Gerade hierzulande war das nicht immer so. Doch spätestens seit 2006 die Weltmeisterschaft nach 1974 zum zweiten Mal in Deutschland stattfand, scheint Fußball so etwas wie ein kleinster gemeinsamer gesellschaftlicher Nenner.

Eine Entwicklung, die die Nationalmannschaft und ihre Protagonisten überholte. Auf sportlich noch recht erfolgreiche Jahre unter Berti Vogts, der immerhin 1996 die EM in England gewann, den bis dato letzten Titel, folgten sehr dunkle, triste und spielerisch fantasielose Jahre unter den gestrigen Teamchefs Ribbeck und Völler. Auf zaghafte Reformen folgte mit Klinsmann ein Modernisierer, der noch in seiner Spielerkarriere weit reiste und bereit war, verkrustete Strukturen aufzubrechen und den Weg zu ebnen für den Mann, der an seiner Seite den Stein ins Rollen brachte: Jogi Löw. Bis dato eher semi-erfolgreicher Spieler und Vereinstrainer. Der sportliche Triumph blieb bisher beiden verwährt. Klinsmann wurde im München vom Hof gejagt und durch die bayrischen Bewahrer nachhaltig als Trainer beschädigt, doch sein ehemaliger Assistent Löw hat sich zum großen Trainer und Fußball-Philosophen aufgeschwungen, der mittlerweile ein Team hochbegabter anleitet, sein Team, ein Team, mit dem die ganze Nation fiebert, ein Team, das mit seiner spielerischen Leichtigkeit die Welt verzückt – ein Team, das in Polen und der Ukraine endlich seinen Titel gewinnen soll. Ein Team voll filmreifer Helden, mit alten Heroen wie Miroslav Klose, die in ihre vielleicht letzte Schlacht ziehen oder dem schüchternen Zauberer Mesut Özil. Sie stehen als Repräsentanten für eine moderne Fußballergeneration, die kernige Bajuwaren und polnischen Migranten genau so zusammenführt, wie brave Arbeiter mit Kindern von Professoren.

Parallel zu dieser Entwicklung der Mannschaft, verläuft die des nun klassenfreien Sports, der in der Mitte der Gesellschaft ankommt. Es entstand eine alternative Fußballkultur, von der insbesondere der Fußballfilm enorm profitierte. Jahr für Jahr erscheinen beeindruckende Werke, die sich allen Facetten des Phänomens widmen. Mit einer kleinen, persönlichen Auswahl an Kurzfilmen und einer Reihe von Zitaten mit mehr oder weniger philosophischer Tiefe zum Thema begleiten wir ich euch durchs Turnier.

Filmauswahl und Text Denis Demmerle

Unser Spielplan, die Filme aus unserer EM-Fußball-Reihe…

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