Rückblick auf das 7. Pornfilmfestival

Lederchaps und Emotionen


Für den kleinen Hunger: Muschi Muffins, Foto: Jekaterina Petrova

Für den kleinen Hunger: Muschi Muffins, Foto: Jekaterina Petrova

Nach fünf Tagen Pornfilmfestival hat man auf eines garantiert keine Lust: Sex. Dann schon eher Kamillentee, Kate Bush und Kerzen. Damit wieder Ruhe einkehrt, in Kopf und Körper. Ein bisschen ergeht es einem nämlich wie den Protagonisten in Angela Tuckers (A)sexual“ (USA 2011) – es regt sich nichts, komme wer wolle. Ein nahezu transzendentaler Zustand also, in dem sich die vergangene Woche friedvoll rekapitulieren lässt. Vorm inneren Augen ziehen Hintern, Schwänze und Nippel vorüber, während der zweite Aufguss in der Kanne zieht. Ähnlich gemütlich eröffnete das Pornfilmfestival seine siebte Partie: „Chroniques sexuelles d’une famille d’aujourd’hui“ (Jean-Marc Barr & Pascal Arnold, Frankreich 2012). Der wohl kleinste gemeinsame Nenner im Programm, Menschen jung und alt, die auf das subtile Drängen der Familienmutter nach und nach ihr Sexualleben preisgeben. Viel zu enthüllen gibt es dabei nicht. Sohn Romain hat mit seinen siebzehn Jahren noch nie mit einem Mädchen geschlafen und leidet immens, Opa Michel stillt seinen Trieb mit einer Prostituierten und Schwester Marie mag ihren neuen Busen und experimentierfreudigen Freund. Dazwischen blitzen ein paar explizite Szenen, fertig das mittelmäßige Portrait einer mittelmäßigen Familie.

Ein bisschen mutiger hätte es sein dürfen. Dennoch ist der Eröffnungsabend ein gelungener, alle drei Kinosäle sind bis unter die Decke gefüllt und ein Gefühl sagt, dass es so weiter gehen wird. Richtig gedacht: Bereits am zweiten Tag werden die Wartelisten gezückt – Tombola um die restlichen Plätze in der Kinolounge. Früh kommen lohnt sich, im wahrsten Sinne des Wortes, denn viele der fast durchgängig sehenswerten Dokumentarfilme laufen, wenn man seine Zigarette vor dem Moviemento noch bei Tageslicht abbrennen sehen kann. „Pornografie & Holocaust“ (Ari Libsker, Israel 2008) zählt zu jenen morgendlichen Perlen, für die man gern ein paar Minuten früher aufsteht. Belohnung sind Einblicke in ein womöglich nahezu unbekanntes Kapitel israelischer Vergangenheitsbewältigung – mittels Popkultur. Die in den 60er Jahren auflagenstark verkauften „Stalag“-Heftchen, dessen Cover sadistische, weibliche SS-Offiziere zierten und somit Rückschluss auf die anschließende Lektüre erlaubten, brachen in ihrer Konsequenz tatsächlich ein Schweigen, dass sich die vorangegangenen Jahrzehnte wie ein Decke über das Land gelegt hatte.

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