Arab Filmfestival 2012

Arabischer Frühling im Berliner Herbst


 "Fidaï": Über das Töten im Krieg

"Fidaï": Über das Töten im Krieg

Der Arabische Frühling bewegt die Welt. Junge Menschen gehen auf die Straßen und weigern sich, weiterzumachen wie bisher. Die Medien spielen eine wichtige Rolle bei diesem Umbruch, der sich auch im arabischen Film niederschlägt. Im nunmehr vierten Jahr organisiert ALFILM, der Verein Freunde der arabischen Kinemathek, Berlin e.V. , das Arabische Filmfestival Berlin.

Am 5. November eröffnet das Festival mit „Fidaï“ des 73-jährigen Regisseurs Damien Ounouri im Babylon.. Der Dokumentarfilm feierte seine Premiere beim internationalen Filmfest von Toronto, auf der Viennale und war auch beim gerade zu Ende gegangenen DOK Leipzig zu sehen. In toll fotografierten Bildern erschließt „Fidaï“ die Geschichte der algerischen Unabhängigkeit durch die Erinnerungen des Großonkels des Regisseurs. Fidaï nannten sich die Kämpfer der Front de Libération Nationale,  der algerischen Befreiungsfront. El-Hedi war einer dieser bewaffneter Freiheitskämpfer. Über 50 Jahre später weckt der Neffe seine Erinnerungen. Ein Film über das Töten im Krieg – und was es auslöst. Sehenswert. „Fidaï“ steht dabei repräsentativ für den diesjährigen Festival-Schwerpunkt, den autobiographische Dokumentarfilme prägen, wie etwa „Uncle Nashat“ (2011, Jordanien/Palästina) von Aseel Mansour, der die Geschichte eines politischen Mordes rekonstruiert, oder „The Virgin, The Copts and Me“ (2011, Ägypten/Qatar/Frankreich) von Namir Abdel Messeeh. Filme, die die aktuellen politischen Auseinandersetzungen und sozialen Umbrüche aufzeigen.

Die aktuelle Realität prägt auch die fiktionalen Beiträge. Highlight ist dabei sicherlich das ägyptische Drama „After The Battle“ von Yousry Nasrallah, das im Wettbewerb von Cannes seine Premiere feierte. Nasrallahs Film vermischt authentische Aufnahmen der bewegten Tage mit seiner fiktiven Geschichte um eine NGO-Mitarbeiterin, die auf dem Tahrir-Platz einen Touristenführer trifft, der im Auftrag Hosni Mubaraks in der „Schlacht von Camel“ Demonstranten attackierte. Ägypten, nur einen Moment nach der Revolution. Wie amüsant eine Flucht sein kann, beweist die marokkanische Komödie „Andalousie, mon Amour“ (2011) von Mohamed Nadif, die zwei Studenten auf ihrer Reise zum Sehnsuchtsziel Andalusien begleitet.

Bemerkenswert, neben diversen Specials des ALFILM-Programms, sicherlich auch die diesjährige Retrospektive, die der marokkanischen Regisseurin Farida Benlyazid gewidmet ist. Fünf Werke, die seit 1989 entstanden sind, stehen auf dem Programm, darunter auch der Kostümfilm „Die List der Frauen„, der 1999 auf der Berlinale seine Premiere feierte. Am Freitag, den 9. November (18 Uhr) wird Farida Benlyazid zum Gespräch mit Irene von Alberti (Regisseurin und Produzentin, Filmgalerie 451) im Oval des Babylons erwartet.

DD

Arab Filmfestival Berlin
5. bis 11. November 2012, Babylon Mitte, Kino Eiszeit, B/B Multiples, Programm unter www.alfilm.de